In den sozialen Medien herrscht helle Aufregung. Auf allen Kanälen wird nach Ilir M. aus dem Kanton Zürich gesucht.
Am Montag ist der 17-Jährige verschwunden. Kurz darauf tauchte eine private Vermisstanzeige auf, die sich rasend schnell verbreitete. Auf Facebook, Instagram, Snapchat, Ask.fm, Kik.com oder in Whatsapp-Gruppen wurde die Meldung zehntausendfach geteilt und kommentiert.
Kay One teilte Anzeige 3300 Mal
Gestern schalteten sich auch Promis wie die Rapper Kay One und Noizy oder die Schweizer Teenie-Stars Samedin Selimovic und Artir Dzemaili ein. Sie stellten die Vermisstmeldung auf ihr Profil und forderten die Fans auf, sie zu teilen.
Alleine bei Kay One wurde sie 3300 Mal geteilt. Die Bestürzung in den Kommentarspalten ist gross. Viele versprechen, nach Ilir Ausschau zu halten. Einige wollen ihn sogar gesehen haben. Zudem gibt es eine wilde Theorie, wonach Ilir eine Frau getroffen habe, mit der auf Instagram geflirtet hat. Deren Konto sei aber ein Fake und vielleicht sei Ilir entführt worden.
Wilde Entführung-Gerüchte
Die Internet-Hysterie überrollte Ilirs Familie, die gestern bei der Polizei eine Vermisstenmeldung aufgab. «Mein Telefon läutet die ganze Zeit», sagte die Schwester heute Morgen zu Blick.ch.
Die Familie wollte die Suche nach Ilir zu Beginn nicht an die grosse Glocke hängen. «Natürlich machen wir uns Sorgen, aber wir hoffen, dass er einfach ein paar Tage um die Häuser zieht. Er hat seine Sachen gepackt, bevor er das Haus verliess. Wir wollten zunächst nicht an die Öffentlichkeit damit, weil dann der Druck auf Ilir vielleicht zu gross wird und er deshalb nicht zurückkehrt», sagte die Schwester.
«Ich war einfach am Ende»
Offensichtlich hat nun aber dieser öffentliche Druck Ilir dazu bewogen, ein Lebenszeichen von sich zu geben. Heute Mittag meldete sich der Vermisste auf seinem Instagram-Profil.
«Ich habe mich nicht mit einem Fake getroffen und bin auch nicht entführt worden. Ich war einfach am Ende, todunglücklich und auf der Suche nach mir», schreibt er auf Schweizerdeutsch. Er sei einfach abgehauen und so weit gefahren, wie er mit seinem Geld gekommen sei. Nun befinde er sich in Obhut eines alten Ehepaars auf einem Bauernhof im Ausland.
«Ich mochte einfach nicht mehr, habe alles gehasst und so schmalzig und menstruierend das tönt: Ich musste mich selber finden», schreibt Ilir. Sein Leben habe sich fad angefühlt, er habe zu viel Alkohol getrunken, gelogen, betrogen und alle verarscht. «Ich hatte immer mehr das Gefühl, dass mich der Teufel im Griff hat.»
«Bitte hört auf meiner Familie Angst zu machen»
Nun habe er das aber hinter sich gelassen und finde immer mehr zu Gott. «Ich erlebe gerade die wichtigste Zeit in meinem Leben und reife mental. Ich sehe, dass sich alles kontrollieren lässt, wenn man sich Mühe gibt und sich Gott widmet.»
Dann entschuldigt er sich bei seinen Eltern und bittet alle, die sich an der Suche beteiligt und die Vermisstenmeldung verbreitet haben: «Hört bitte auf meiner Familie Angst zu machen.» Und: «Ich werde zurückkommen.» (sas)
Grundsätzlich ist es die Aufgabe der Polizei, vermisste Menschen zu suchen. Im Internetzeitalter machen aber immer mehr Private mit. Sie stellen eine Meldung auf Facebook und Instagram und erreichen damit in Kürze Tausende von Menschen. Eigentlich eine gute Sache, doch laut Cornelia Schuoler von der Kantonspolizei Zürich auch heikel. «Auf Facebook kann jeder schreiben, was er will. Der Leser kann nicht überprüfen, ob es überhaupt stimmt und was die Hintergründe sind.» So gibt es immer wieder Fälle von Menschen, die auf Facebook vermisst werden, in Tat und Wahrheit aber schon wieder gefunden wurden oder sich einfach eine Auszeit nehmen wollten. Bis dahin kennen aber schon Tausende ihr Gesicht. Deshalb sollte man vorsichtig sein mit dem Teilen von Vermisstenanzeigen, ausser es sind offizielle. (sas)
Grundsätzlich ist es die Aufgabe der Polizei, vermisste Menschen zu suchen. Im Internetzeitalter machen aber immer mehr Private mit. Sie stellen eine Meldung auf Facebook und Instagram und erreichen damit in Kürze Tausende von Menschen. Eigentlich eine gute Sache, doch laut Cornelia Schuoler von der Kantonspolizei Zürich auch heikel. «Auf Facebook kann jeder schreiben, was er will. Der Leser kann nicht überprüfen, ob es überhaupt stimmt und was die Hintergründe sind.» So gibt es immer wieder Fälle von Menschen, die auf Facebook vermisst werden, in Tat und Wahrheit aber schon wieder gefunden wurden oder sich einfach eine Auszeit nehmen wollten. Bis dahin kennen aber schon Tausende ihr Gesicht. Deshalb sollte man vorsichtig sein mit dem Teilen von Vermisstenanzeigen, ausser es sind offizielle. (sas)