Cem* ist Anfang 20 und wohnhaft im Kanton Zürich. Heute arbeitet er als Gerüstbauer. Doch Cem hat eine kriminelle Vergangenheit.
Das Tattoo in seinem Gesicht hatte er damals noch nicht, als er leichtgläubige Senioren austrickste. Es begann im Jahr 2021, als ihn ein Kollege in die Türkei mitnahm. Dort wurde Cem Teil eines Betrügernetzwerks.
So ging er vor
Sein Freund habe bei dem Netzwerk Schulden gehabt, erzählt Cem gegenüber TeleZüri. Weil er diese habe begleichen müssen, habe alles angefangen. Cem nahm Rentnern als falscher Polizist hohe Geldsummen ab.
«Wir spielten älteren Menschen am Telefon vor, dass Einbrecher bei ihnen in der Nähe unterwegs seien. Einer sei verhaftet worden, der Zweite auf der Flucht.» Beim Verhafteten sei ein Zettel gefunden worden, habe er den Rentnern weiter erzählt. Darauf sei vermerkt gewesen, dass der Angerufene Geld und Gold zu Hause aufbewahre.
Ein Polizist werde die Wertgegenstände abholen und in Sicherheit bringen, erklärte Cem jeweils am Telefon. Wenn die Rentner das glaubten, sei die Übergabe meistens eine schnelle Sache gewesen. «Ich ging einfach hin und gab mich als Polizist aus. Ich gab irgendeinen Namen an, holte die Beute und ging gleich wieder.»
Mehrere Monate in U-Haft
Im November 2021 kam es zur Übergabe, die alles veränderte: Für Cem endete sie in Handschellen. Der betroffene Rentner hatte den Betrugsversuch gerochen und die Polizei informiert. «Ich merkte, dass die Person etwas zitterte», erinnert sich Cem. «Dann wurde mir etwas unwohl und ich bemerkte, dass von allen Seiten maskierte Polizisten auftauchten.» Er wisse nicht, ob das eine Spezialeinheit war, aber er glaube schon. «Auf einmal bist du am Boden. Fertig.»
Cem verbrachte mehrere Monate in U-Haft. Die Ermittlungen der Polizei führten schliesslich zu einer Anklage durch die Staatsanwaltschaft. Laut der Anklageschrift übergaben die Rentner Cem und seinen Komplizen mehrere 10'000 Franken.
Zeichen der Reue
Der Zürcher steht offen zu dem, was er gemacht hat. So wolle er auch zeigen, dass er alles bereut. Und er möchte sich bei den Opfern entschuldigen. Er habe das alles nicht freiwillig gemacht, beteuert er, sondern wegen des Kollegen, der Schulden hatte. «Zweitens habe ich es auch ein bisschen aus Gier gemacht.»
An die Öffentlichkeit gehe er nicht, um eine mildere Strafe zu bekommen, sagt Cem. «Die Einvernahmen sind ja schon alle abgeschlossen.» Der Strafantrag der Staatsanwaltschaft sei auch schon raus. «Ich finde, wenn jemand Scheisse baut oder eine Straftat begeht, soll er mit der Strafe rechnen und sie auch so bekommen, wie er sie verdient hat.»
Staatsanwaltschaft fordert 30 Monate
Für ihn sei es wichtig, an die Öffentlichkeit zu gehen. «Damit auch viele junge Leute, die Grosseltern haben, diese in Zukunft besser beschützen können.» Die Staatsanwaltschaft fordert für Cem eine Freiheitsstrafe von 30 Monaten, davon soll er ein Jahr absitzen.
Die Polizei warnt immer wieder vor Betrügern, die sich als Polizisten ausgeben. «Die Polizei bewahrt weder Geld noch Wertsachen für Privatpersonen auf», stellt etwa die Kantonspolizei Zürich klar. Bei einem verdächtigen Anruf solle man nach dem Namen des angeblichen Polizisten und der Dienststelle fragen, wird empfohlen. Danach solle man das Telefongespräch beenden und die Polizei über die Nummer 117 kontaktieren, um die Angaben zu überprüfen. (noo)
* Name geändert