Regen und Hagel sorgen am Mittwochabend in der Schweiz für Chaos. Strassen, Tiefgaragen und Keller sind seither komplett überflutet.
Einer der betroffenen ist Marco Suter (42) aus Niederweningen ZH. «Es war wahnsinnig! Mein Keller stand 1.40 m unter Wasser und Schlamm», sagt er zu BLICK.
Der Inhaber eines Baugeschäfts konnte vergangene Nacht nur zwei Stunden schlafen und ist nun damit beschäftigt, den Keller seines Reihenhauses vom Schlamm zu befreien. «Er ist in jeder Ritze. Ich muss tonnenweise Schlamm beseitigen», sagt er.
Auch auf dem Vorplatz seines Hauses sind die Folgen der Schlammlawine deutlich zu sehen. Marco Suter setzt hier auf die Kraft seines Baggers.
Auch Helen Hofman (85) kämpft mit den Folgen des Unwetters. «Mein schöner Garten ist zerstört», sagt sie zu BLICK.
Ihre Blumen sind unter dem Schlamm begraben und auch die Fenster im Hochparterre des Hauses sind voll mit dem braunen Gemisch verspritzt.
«Es war der Horror»
Susanna (51) und Loredana (22) R. genossen noch die Sonnenstrahlen draussen, als sie vom Regen und Hagel überrascht wurden. «Über eine halbe Stunde hagelte es riesige Körner. Sie hatten einen Durchmesser von vier Zentimeter», sagt die Mutter. Die komplette Terrasse sei weiss gewesen. «Als wir aufs Feld geschaut haben, sahen wir, wie eine zwei Meter breite Schlammlawine runterdonnerte», erinnert sich Susanna R.
Die Frauen fuhren daraufhin mit dem Lift in die Tiefgarage runter. «Ich hörte im Lift, wie der Regen plätschert. Als die Lifttür aufging, kam die braune Masse schon auf uns zu», sagt Loredana. Der Lift sei kurz gleich dauraf ausser Betrieb gewesen.
«Das Wasser stand kurz daraufhin bis zum Knie und es war unglaublich kalt. Es war wie im tiefsten Winter», so die Mutter. «Es war der Horror», sagen die Frauen.
«Ich weiss gar nicht, woher das alles kommt»
Christian Tramm (26) ist seit Mittwochabend, 19 Uhr, im Einsatz. Der Mitarbeiter der Bauverwaltung musste nach Niederweningen ausrücken, um die Strassen vom Schlamm zu befreien. «Ich war gerade in Zürich beim Tanzen als ich aufgeboten wurde, den Feuerwehrsanitätern zu helfen», sagt er zu BLICK.
Um 23 Uhr musste er dann weiter nach Oberweningen. Dort musste sich der 26-Jährige des Hagelproblems annehmen. Gerade beim Püntweg seien die Hagelberge enorm. «Ich muss die Hagelkörner lastwagenweise abtransportieren», sagt Tramm. «Ich habe so was noch nie erlebt und weiss gar nicht, woher all diese Schlamm- und Hagelmassen kommen», sagt er.
«Ich bin zwar müde, aber wir helfen uns gerne gegenseitig. Es gehört dazu, dass man in solchen Situationen anpacken muss.» Das Wichtigste sei jetzt, die Strassen möglichst schnell wieder freizuschaufeln.
«Alle Maschinen stehen unter Wasser»
Die Schreinerei von Daniel Bosshard (51) steht seit Mittwochabend unter Wasser. «Weil unsere Schreinerei bodeneben ist, wurde viel Wasser mit Hagelkörnern vorne angeschwemmt. Wir hatten einen ein Meter hohen Hagelturm vor der Tür», sagt er zu BLICK. «Das Wasser floss in die Schreinerei und darum stehen jetzt alle Maschinen und Motore unter Wasser. Auch Schlammablagerungen sind da.» Viele Geräte seien wohl in Mitleidenschaft gezogen worden. «Ich gehe davon aus, dass das Wasser mit dem Schlamm zusammen eine Korrosion auslöst», sagt er. Bosshard rechnet mit Totalschaden.
Am Donnerstag hätte der Schreiner Schiebetüren für eine Schule für Kinder mit Behinderungen liefern müssen. «Daraus wird leider nichts. Ich musste dem Kunden sagen, dass wir heute leider nicht kommen können», sagt der Schreiner enttäuscht.
Bis Donnerstagmittag gingen bei der Gebäudeversicherung des Kantons Zürich 2000 Schadensmeldungen ein. Im Aargau seien es 160. «Womöglich sind viele Leute wegen Fronleichnam gar nicht zu Hause», sagt Christina Troglia, Generalsekretärin bei den Aargauischen Gebäudeversicherungen zu BLICK. In 80 Fällen handle es sich um Überschwemmungen, in 70 um Hagel-Schäden und der Rest habe mit dem Sturm zu tun. «Bei dieser Verteilung könnte der Gesamtschaden erfahrungsgemäss rund 1,5 Mio. Franken betragen», sagt Troglia.