So gehen die Gefängnisse mit alten Häftlingen um
Auch im Knast ist das Alter ein Problem

Die Gefängnisse sind voll. Immer öfter auch mit Rentnern, die im Knast für ganz neue Probleme sorgen.
Publiziert: 02.03.2017 um 11:50 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:06 Uhr
Michael Sahli

Gefängnis-Insassen im Alter von über 60 Jahren lassen unsere Haftanstalten ganz schön alt aussehen. Denn die Ü60-Knackis haben spezielle Bedürfnisse, die für die Leitung neue Anforderungen bedeuten.

Die Justizvollzugsanstalt Pöschwies hat für ihre Rentner sogar eine Spezialabteilung eingerichtet. Und gehört damit, zusammen mit dem Gefängnis in Lenzburg AG, zu den Schweizer Vorreitern. Insgesamt 30 Gefangene über 60 sitzen momentan ihre Strafe in Pöschwies ab. Bis im Jahr 2019 rechnet die Gefängnisleitung mit insgesamt 36 Knackis im Rentenalter.

Auf Wunsch leichte Kost

Im Seniorentrakt bleiben die alternden Verbrecher unter sich – mit eigenen Werkstätten und eigenem Hof. Zwar geniessen die Opas einige Privilegien, dürfen ins Altersturnen und bekommen auf Wunsch leichte Kost.

Auch bleiben die Zellentüren länger offen, und der Hof darf jederzeit genutzt werden. Aber: Die Sicherheitsstandards sind dieselben. «Die Gefährlichkeit ist ausschlaggebend, nicht das Alter», begründet die Anstalt.

3000 Franken teurer als jüngere Häftlinge

Auch den medizinischen Bedürfnissen hat man sich in Pöschwies angepasst. «Wir verfügen über zwei Vollzeit-Ärzte», so Sprecherin Rebecca de Silva. Trotz allem stösst man irgendwann an Grenzen: «Wenn die Demenz die Eigenständigkeit des Insassen stark einschränkt und der Betreuungsaufwand zu hoch wird, muss der Insasse in eine geeignete Institution versetzt werden.»

So oder so: Die Entwicklung hat ihren Preis. So ist die Betreuung eines Ü60-Knackis etwa 3000 Franken pro Monat teurer als bei jüngeren Insassen. 

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