Antonio* ist heute ein ganz normaler zweijähriger Junge. Doch die Umstände seiner Geburt sind unglaublich, wie seine Eltern Sonja (36) und Felice (37) A. in «Beobachter TV» erzählten.
Das Ehepaar aus Höngg wollte alles richtig machen. Nachdem es bei der Geburt des ersten Kindes Komplikationen gegeben hatte, meldeten sich die beiden deshalb schon Monate vor der Geburt bei der Privatklinik Hirslanden an.
Vom Notfall via Haupteingang in die Tiefgarage
Am 11. November 2013 war es dann soweit. Das Ehepaar waren gerade in einem Restaurant, als gegen 22 Uhr bei Sonja die Wehen einsetzten. Sie informierten die Klinik per Telefon und fuhren los.
Felice A. ging in den Notfall, von dort schickte man ihn aber zum Haupteingang. «Dort sagte ich, dass meine Frau gerade ein Kind auf die Welt bringt. Sie sollen eine Hebamme rufen und einen Rollstuhl holen. Ein Sicherheitsmann sagte mir aber, ich solle in die Tiefgarage fahren, das sei der schnellste Weg zur Geburtenabteilung», erzählt A.
Durch leeres Parkhaus geirrt
In der Hektik fuhr Felice A. auf die falsche Etage der Tiefgarage. Statt auf der Besucherebene landete er auf der Suche nach dem nächsten Klinikeingang auf der Ebene für Mitarbeiter – und dort war weit und breit niemand zu sehen.
Während die Wehen seiner Frau immer stärker wurden, suchte er in der Garage und in dunklen Gängen verzweifelt nach Hilfe. Schliesslich fand er ein Telefon an der Wand, wählte den Notruf und forderte Hilfe. Dann ging er zurück zu seiner Frau.
Hebamme suchte in der falschen Etage
Der Kopf des Babys war bereits draussen. Doch die alarmierte Hebamme kam nicht. Wie sich später herausstellte, suchte sie in der falschen Etage.
«Da bin ich nochmals losgerannt. Meine Frau hat mich angefleht, dass ich hier bleibe. Sie hat mich angeschrien. Aber ich musste Hilfe holen», erzählt A.
Technikerin fand sie per Zufall
«Ich fühlte mich unendlich alleine», sagt seine Frau. Kurz darauf kam ihr Sohn auf die Welt – und dann endlich Hilfe. Eine Kardiotechnikerin, die auf dem Heimweg war, entdeckte Mutter und Kind per Zufall.
Dann kam eine Hebamme – doch ohne Gebärkoffer. Erst einige Minuten später eilte eine zweite Hebamme herbei und durchtrennte die Nabelschnur.
Vater: «Ich hatte Schuldgefühle»
Die dramatische Geburt hat die Eltern traumatisiert. «Ich konnte mich gar nicht über mein Kind freuen, ich hatte solche Schuldgefühle», erzählt Vater Felice und weiter: «Es hat mich fix und fertig gemacht. Ich war wochenlang arbeitsunfähig und hatte Panikattacken.»
Bis heute hat das Paar die dramatische Geburt nicht verarbeitet.
Ein Strafverfahren, das allfällige Versäumnisse und Fehler untersuchen soll, ist seit fast zwei Jahren hängig. Die Klinik weist jede Schuld von sich und hat sich nicht einmal bei den Eltern entschuldigt. (sas)
*Namen geändert
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