Sie verbrennen die Haut, töten Tiere
So kämpft die Schweiz gegen Gift-Pflanzen

Die Schweiz sagt den giftigen Neophyten massiv den Kampf an. Blick.ch begleitete den Chef der Biosicherheit Kanton Zürich.
Publiziert: 30.10.2015 um 21:56 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:18 Uhr
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Riesenbärenklau in Zumikon: Beliebte Schönheit bei Schmetterlingen und Bienen. Für den Menschen hochgefährlich.
Foto: Beat Michel
Von Beat Michel

Dass die Brennnessel brennt und die Tollkirsche giftig ist, weiss jedes Kind. Aber dass der schöne, drei Meter grosse Riesenbärenklau übelste Verbrennungen verursachen kann, ist wenig bekannt.

Der invasive Neophyt stammt aus dem Kaukasus und hat sich über die letzten Jahre in Europa stark ausgebreitet. Allein in der Schweiz dehnte sich die betroffene Fläche von 14 Quadratkilometern im Jahr 1980 auf heute 925 Quadratkilometer aus.

«Wir haben dringenden Handelsbedarf», sagt Daniel Fischer (53), Sektionsleiter Biosicherheit bei der Baudirektion des Kantons Zürich. «Wenn die Pflanze genug Sonne bekommt und nicht bekämpft wird, kann relativ schnell über mehrere Quadratkilometer eine Monokultur entstehen.»

Gefährlich, wenn die Sonne scheint

Der Pflanzensaft des Bärenklau enthält das Gift Furancumarine. Die Substanz ist phototoxisch, das heisst, sie ist nur gefährlich, wenn gleichzeitig die Sonne scheint. Aber dann so richtig. «Die Verletzungen sind oft so schlimm, dass die Haut transplantiert werden muss», sagt Fischer.

Er besucht mit Blick.ch einen der grössten bekannten Riesenbärenklau-Bestände im Kanton Zürich. In einer Waldlichtung wenige 100 Meter oberhalb der Badi in Zumikon stehen etwa 100 Pflanzen.

«Hier schulen wir unsere Leute, wie man mit der gefährlichen Pflanze umgeht», sagt Fischer. «Nur darum dulden wir die Pflanze hier noch.»

Schnell und aggressiv

Eine zweite gebietsfremde Pflanze, die in der Schweiz zur Bedrohung werden könnte, ist das Schmalblättrige Greiskraut. In der ganzen Schweiz breitet sich die Pflanze laut der Sektion Biosicherheit zurzeit schnell und aggressiv aus.

Oft sieht man die gelb blühende Pflanze auf dem Mittelstreifen von Autobahnen. Sie breiten sich aber auch auf die Weiden von Kühen und Pferden aus. «Wenn wir den Bestand der Pflanze nicht niedrig halten können, wird es sehr teuer», sagt Daniel Fischer.

Für Pferde ist das Kraut ab 40 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht tödlich. Bei Kühen liegt die tödliche Dosis bei 140 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. In Silage und Heu erkennen die Tiere die giftige Pflanze nicht.

Gift schädigt die Leber

Zum Mensch kommt das Gift hauptsächlich über kontaminierte Milch. Das Pyrrolizidinalkaloid schädigt die Leber und die Fortpflanzungsfähigkeit des Mannes. Gift kommt aber auch im Honig vor, wenn das Greiskraut sich weiter so stark ausbreiten kann.

Blick.ch besucht im Industriegebiet von Dietikon ZH direkt an den Geleisen einen Restbestand. «Hier war alles gelb vor Greiskraut», sagt Thomas Weber (57), Kontaktmann der Gemeinde in Sachen invasive Neophyten. «Wir haben das Kraut hier bekämpft, und finden trotzdem immer wieder einzelne Pflanzen.»

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