Unruhe unter Gastronomen. Ein Unbekannter bringt seit geraumer Zeit E-Mails in Umlauf, in denen er sich massiv über Zürcher Restaurants auslässt. Die Schreiben sind immer nach dem gleichen Schema aufgebaut. Mal schreibt der Gastro-Schreck, seine Schwester habe im Restaurant gegessen und danach «seriöse Probleme mit der Gesundheit» bekommen, sei gar hospitalisiert geworden. «Wegen des Erbrechens und Durchfalls», wie es im Mail weiter heisst.
In einem anderen Mail gibt der Verfasser an, sein Bruder habe nach dem Restaurantbesuch «spät am Abend gekotzt». Noch schlimmer: In beiden Mails wird behauptet, bei der Untersuchung im Spital seien Kolibakterien nachgewiesen worden. Weiter wird den Betrieben mangelnde Hygiene vorgeworfen. Zum Abschluss wird der Unbekannte deutlich – und droht mit einer Klage.
Gastro-Schreck hofft wohl auf Gutscheine
Einer der Betroffenen: der Zürcher Szene-Gastronom Michel Péclard (50). Dem Inhaber von 13 Lokalen wurden gleich an zwei seiner Restaurants Drohmails geschickt: «Dieser Person geht es nur darum, Geld oder Gutscheine rauszuholen. Das ist eigentlich eine Erpressung, quasi Rufmord!» Hätte ein Gast nach dem Besuch in einem seiner Restaurants tatsächlich ins Spital gebracht werden müssen, wäre er von den Ärzten kontaktiert worden, so Péclard.
Nach einer Beschwerde hatte einer seiner Mitarbeiter dem anonymen Verfasser sogar eine ausführliche Antwort zukommen lassen. Aber: keine Rückmeldung.
Für Péclard ist der Fall klar: «Das ist alles Fake. Die Person hat zwei Mails mit gleichem Schema an zwei unserer Betriebe geschickt. Dazu hat sie noch einen weiteren Zürcher Gastronomen angeschrieben, einen Freund von mir. Bei ihm versuchte er es mit derselben Masche.»
Der Gastronom weiss nur zu gut, dass die Hygiene in der Gastronomie ein Thema ist, das bei Wirten für Angstschweiss sorgt. Daher ist er erbost, dass der Mail-Betrüger mit dieser Angst spielt.
Gastronom will E-Mails ignorieren
Péclard hofft, dass für ihn die Sache mit dem Mail-Betrüger gegessen ist: «Ich werde nichts tun. Denn da kommt auch nichts mehr. Wir haben ja nicht so reagiert, wie er sich das vorgestellt hat. Hätten wir geschrieben, er solle uns seine Adresse geben, damit wir ihm einen Gutschein schicken können, hätte er bestimmt reagiert.»
Der Zürcher erzählt, dass die jüngste Attacke kein Einzelfall sei: «Einmal wurden wir auf Facebook massiv angegriffen. Der Verfasser der Nachricht fand, dass vier Franken für eine Glacekugel in einem unserer Lokale nicht gerechtfertigt seien. Später kam raus, dass hinter dem Absender das Restaurant neben uns steckte.» Im Fall des aktuellen Gastro-Schrecks geht das Rätselraten aber erst mal weiter.
Gäste immer dreister
Auch der Basler Gastronom Jérôme Beurret (63) kennt dreiste Gäste – und miese Maschen. Der Besitzer der Rhyschänzli-Gruppe erinnert sich an einen besonders frechen Fall: «Einmal kam ein Gast zu uns und sagte, dass wegen des Essens sein Zahn abgebrochen sei. Er zeigte uns ein Stück Plastik in seinem Teller und wollte, dass wir die Zahnarztrechnung übernehmen.» Am Ende ging auch dieser Versuch in die Hose: Die Versicherung stellte klar, dass das Plastikteil niemals einen Zahnabbruch hervorgerufen haben könnte.