Shitstorm um Gaza-Artikel
«NZZ» muss «Brunnenvergifter»-Zitat entfernen

Am Freitag bot die «Neue Zürcher Zeitung» der Gaza-Aktivistin Ursula Hauser (72) eine Plattform. Nach Protesten musste die Zeitung den Text ändern – weil er «nicht den Standards» entsprach.
Publiziert: 18.05.2018 um 18:58 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 23:05 Uhr
Antisemitische Inhalte? Text über Ursula Hauser in der «NZZ».

Unter dem Titel «Sie hilft, wo es brennt» berichtete die «NZZ» am Freitag über Ursula Hauser. Eine Frau, die es sich Zeit ihres Lebens zur Aufgabe gemacht hat, Menschen in Not zu helfen.

Die Zeitung schreibt über sie: «Seit die Hamas das palästinensische Gebiet kontrolliere und Israel stärker auf Konfrontationskurs gehe, sei die Lage ‹brenzlig geworden, erzählt Hauser wenige Tage nach ihrer Rückkehr im Zürcher Café Odeon. Ihr Gesicht ist braungebrannt und furchig, die wachen Augen und die bunt bestickte Weste strahlen Lebensfreude aus. Die knapp zwei Millionen Gaza-Bewohner seien fast vollständig von ausländischer Hilfe abhängig, die Arbeitslosigkeit sei erdrückend. Die Situation ist desolat, es gibt nicht einmal mehr Trinkwasser, weil man alle Brunnen vergiftet hat.»

«Jahrhunderte alte antisemitische Lüge von den Juden als Brunnenvergiftern»

Vor allem das letzte Zitat gab Anlass für Ärger: «Ist das euer Ernst, @NZZ? Im Artikel über die Lage in Gaza darf Ursula Hauser unwidersprochen die Jahrhunderte alte antisemitische Lüge von den Juden als Brunnenvergiftern verbreiten», schrieb der deutsche User @Aras_Nathan auf Twitter.

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Und der Schweizer «Weltwoche»-Journalist Alex Baur twitterte: «Unglaublich: die uralte antisemitische Hetzlüge über jüdische Brunnenvergifter, 2018 in der NZZ. Mir fehlen die Worte. Dieses Qualitätsblatt kann man definitiv nicht mehr ernst nehmen.»

«Wir haben das Zitat entfernt und den Text mit einer Fussnote gekennzeichnet»

Erst wollte die «NZZ» nur beschwichtigen: «Es handelt sich um ein direktes Zitat und die Porträtierte beschuldigt niemanden direkt (‹man›). Wir entschuldigen uns. Wir hätten nachfragen und das Zitat im Text kritisch einbetten müssen.»

Erst nach weiteren kritischen Tweets entfernte die «NZZ» die Passage ganz und entschuldigte sich, ebenfalls auf Twitter: «In eigener Sache. Das Portrait «Sie hilft, wo es brennt» enthielt ein problematisches direktes Zitat, das nicht den Standards der NZZ entspricht. Dafür bitten wir um Entschuldigung. Wir haben das Zitat entfernt und den Text mit einer Fussnote gekennzeichnet.»

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Laut «NZZ» habe sich der Autor nun mit Ursula Hauser in Verbindung gesetzt um zu erfahren, wen sie mit «man» meinte. (bö)

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