Auf den ersten Blick sieht der Platz aus wie eine gepflegte Parkanlage.
Der Strichplatz «Depotweg» am Stadtrand löst am 26. August den zentralen Strassenstrich am Sihlquai in der Innenstadt ab. Es ist die erste Anlange dieser Art in der Schweiz.
Die Zufahrt führt auf eine Rundstrecke. Dort können die Freier und die Prostituierten die Dienstleistungen und den Preis vereinbaren. Anschliessend stehen für die rund 40 Prostituierten und ihre Kunden elf Sexboxen bereit – eine mehr als ursprünglich geplant.
Neun Boxen werden von den Freiern mit dem Auto befahren. Zwei Sexboxen dürfen zu Fuss betreten werden. Das Auto wird davor abgestellt. «Prostituierte wiesen uns darauf hin, dass es Freier gibt, die Sex nicht im Auto wollen», begründet Michael Herzig vom Sozialdepartement die Änderung.
20 bis 30 Freier pro Nacht
Ausserdem wurden vier Abstellplätze für Wohnmobile der Sexarbeiterinnen erstellt. Auch dort können sie ihre Dienstleistungen anbieten. Auf dem Areal befindet sich zudem ein Pavillon der Frauenberatung Dora Flora und sanitäre Anlagen. «Die Frauen haben die Möglichkeit, zu duschen. Das ist sicher nicht schlecht bei 20 bis 30 Freiern pro Nacht», sagt Herzig.
Die Stadt Zürich glaubt, dass es einige Zeit dauern könnte, bis sich der Strichplatz voll etabliert. «Es gibt keine Erfolgsgarantie. Wir sind jedoch optimistisch, dass es funktioniert», sagt Stadtrat Martin Waser.
Gegenüber dem Strassenstrich gebe es viele Vorteile. «Der Strichplatz ist auf einem privaten Areal. Wir sind dort die Chefs, nicht die Zuhälter», sagt Herzig. Personal von der sip Züri (Sicherheit, Intervention, Prävention) und Dora Flora nimmt die Aufsicht wahr. Und auch die Polizei ist auf dem Strichplatz oft präsent.
Strichplatz viel profitabler
Ausserdem sei der Depotweg von der Öffentlichkeit abgeschirmt. Unter anderem soll ein Halteverbot an der Aargauerstrasse die Freier und Prostituierten vor Gaffern schützen. Für die Sexarbeiterinnen sei der Depotweg zudem viel profitabler als der «normale» Strassenstrich. «Die Wegzeiten fallen weg. Dank den Sexboxen sind die Frauen nach fünf bis zehn Minuten wieder zurück an ihrem Standplatz», so Herzig. Der Vorteil für Freier: Der Strichplatz ist viel diskreter.
Am 26. August wird der Strassenstrich am Sihlquai komplett eingestellt. Verkehrsschilder mit einem Regenschirmsymbol führen orientierungslose Freier zum neuen Strichplatz. Mit der Eingabe «Depotweg» sollte jedoch auch jedes Navigationsgerät den Weg finden. (woz)