Auf einen Blick
- Blick-Leser filmt seltenes Naturspektakel über Zürich
- Ein Blitz schlägt nicht in, sondern aus dem Uetliberg
- Das Phänomen wird Erde-Wolken-Blitz genannt
Blick-Leserreporter Daniel Keller (58) schaffte am Sonntag das Kunststück, im Gewitterhimmel über Zürich ein seltenes Naturphänomen festzuhalten – mit seiner Kamera.
Keller hatte die Kamera während zwei Stunden in die perfekte Richtung gehalten. Er habe diesen «Hotspot» gewählt, da es dort die meisten «Auffälligkeiten» am Gewitterhimmel gegeben habe und in diese Richtung seine Sicht nicht versperrt war.
Dann das Naturspektakel – am 1. September um 21.40 Uhr, gefilmt aus Würenlos AG in Richtung Uetliberg, des Hausbergs von Zürich.
«Der Blitz kommt garantiert nicht vom Himmel»
Keller vermutet, dass der Uetliberg-Sendemast die Spannung eines vorherigen Blitzeinschlags wieder zurückgeworfen hat. «Ich bin Hobby-Astronom», sagt Keller. Bei dem Phänomen handle es sich um eine «Überspannung des Ableiters», glaubt er.
Energie eines anderen Blitzes zuvor habe sich angestaut und konnte nicht abgeleitet werden. «Somit gelangte die Energie wieder in die Atmosphäre – und nicht in den Boden.»
Experte Michael Eichmann von MeteoNews erklärt das Phänomen der sogenannten Erde-Wolke-Blitze, die auch als Aufwärtsblitze bezeichnet werden. Bei diesen «steigt der Blitz von der Erde in Richtung Wolken auf, anstatt – wie bei den meisten Blitzen – von den Wolken zur Erde zu gelangen».
«Mit solcher Intensität» noch nie zuvor gesehen
«Sie beginnen typischerweise an hohen Strukturen wie Funkmasten, Windkraftanlagen, Türmen oder Hochhäusern und werden oft durch elektrische Felder in der Atmosphäre oder durch Blitze in der Nähe ausgelöst», so Eichmann weiter. Da spezifische Bedingungen erfüllt sein müssen, würden solche Blitze nur einen kleinen Prozentsatz ausmachen.
Allerdings seien die Blitze noch nicht vollständig erforscht. Jedoch scheine es so, «dass im Vorfeld eines Erde-Wolken-Blitzes ein ‹gewöhnlicher› Blitz vorangeht oder zumindest in der Nähe auftritt».
Auf jeden Fall steht für Leser Keller fest, dass er so etwas «mit solcher Intensität», noch nie zuvor gesehen habe.