Seit Dienstagmorgen sind in der Region Zürich starke Nerven und viel Geduld gefordert. In den frühen Morgenstunden legte ein Kabelbrand die Strecke zwischen Oerlikon und dem Flughafen lahm. Die Polizei geht mittlerweile davon aus, dass vorsätzliche Brandstiftung den Defekt auslöste.
Die Strecke bleibt bis 19 Uhr gesperrt, wie die SBB am frühen Abend mitteilte. Ab 19 Uhr verkehren auf der Strecke wieder Fernverkehrszüge. Ab 20 Uhr wird auch der S-Bahn-Verkehr schrittweise wieder aufgenommen.
SBB richtete Ersatzverbindungen ein
Die SBB richteten für Reisende, die vom Zürcher Hauptbahnhof zum Flughafen wollen, Shuttle-Züge ab Winterthur ein. Der Umweg über Winterthur verlängert den Anreiseweg allerdings um etwa 1 Stunde.
Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) verdichteten zudem den Fahrplan der Linie 10 und erhöhten so die Kapazität. SBB-Kundenlenker kümmerten sich um die Fragen der gestrandeten Pendler und halfen ihnen, von A nach B zu gelangen. Ob die SBB Rückerstattungen leistet, wird sie zu einem späteren Zeitpunkt überprüfen. Im Vordergrund habe am Dienstag die Störungsbewältigung gestanden.
In den sozialen Medien regten sich die Pendler dennoch über den vorsätzlich verursachten Schaden auf. «Da wollte sich jemand ein Denkmal setzen!», schrieb eine genervte Twitter-Userin. SVP-Dauertwitterer Claudio Schmid vermutete gar einen «extremistischen Anschlag mitten in Zürich». Die Stadtpolizei ermittelt jedoch seit Dienstagmorgen wegen Brandstiftung und sucht Zeugen, die verdächtige Beobachtungen gemacht haben: «Wir gehen davon aus, dass der Brand vorsätzlich gelegt wurde.»
Polizei vermutet Brandstiftung
Um 03 Uhr früh soll das Feuer in Zürich Nord in Gleisnähe ausgebrochen sein. Zwar konnte ein Löschzug das Feuer rasch löschen. Die Ursachen waren aber heftig: Flugpassagiere mussten hektisch Alternativwege suchen. Täxeler nutzten die Situation aus und profitierten mit.
Rund 100 Flugpassagiere und unzählige Mitarbeiter kamen zu spät am Flughafen an. «Zurzeit ist es unklar, ob all die Flugumbuchungen einen direkten Zusammenhang mit dem Brand haben», so die Flughafensprecherin Sonja Zöchling. Die aussergewöhnlich hohe Anzahl Umbuchungen spreche jedoch dafür, dass sie durch die Bahnverspätungen verursacht wurden.
Täxeler witterten Geschäft
Klar ist jedoch, dass in solchen Fällen Schadensersatz-Fragen aufkommen werden. Zurzeit seien solche Ansprüche noch kein Thema, so SBB-Sprecher Christian Ginsing. «Wir konzentrieren uns auf die Inbetriebnahme der Bahnstrecke.» Allfällige Forderungen würden dann in einer Nachbearbeitung geklärt. «Das kann aber mehrere Tage dauern», so Ginsig.
Die dürften aber sehr bald kommen. Leser berichteten von Abzocker-Taxis, welche die Not der Gestrandeten ausnutzten: 100 Franken soll einer für die sieben Kilometer zwischen Oerlikon und Fluhafen gefordert haben. Selbst Uber-Taxis waren im Berufsverkehr sehr schwer zu bestellen. Das Chaos wirkte sich sogar schweizweit aus: Internationale Züge wurden grossräumig umgeleitet, S-Bahnen fielen aus. Und wer an den Flughafen musste, der musste bis zu 60 Minuten mehr Reisezeit einberechnen. (pma/sda)
Berichtigung: In einer früheren Version dieses Textes wurde das «extremistischer Anschlag»-Zitat Claudio Zanetti zugeschrieben. Das ist falsch. Es handelt sich um seinen Namensvetter und Parteikollegen Claudio Schmid.