Im Zürcher Stadtrat kommt es nach den Wahlen vom 4. März zu mehreren Rochaden. Die Leidtragenden der Umverteilung sind die bisherigen Stadträte Filippo Leutenegger (65) und Richard Wolff (60). Sie wurden zwangsversetzt.
Der bisherige Sicherheitsvorsteher übernimmt Leuteneggers Tiefbau- und Entsorgungsdepartement. Der FDPler wiederum muss ins Schul- und Sportdepartement. Neo-Stadträtin Karin Rykart (47, Grüne) tritt die Nachfolge von Wolff an – auch nicht ganz freiwillig.
Leutenegger prangert rot-grüne Mehrheit an
Eine Rochade, die den beiden bisherigen Stadträten sauer aufstösst. Er gehe nur ungern und gegen seinen Willen aus seinem Departement, sagt Leutenegger vor den Medien. Hinter dem Entscheid vermutet der ehemalige «Arena»-Moderator, dass Rot-Grün die Verkehrspolitik selbst machen wolle. «Wenn man ohne Not aus politischen und ideologischen Gründen einen Stadtrat entfernt, ist das starker Tobak», sagt Leutenegger zum «Tages-Anzeiger». «Mein Vertrauen in den Stadtrat hat gelitten. Der Entscheid belastet die Konkordanz.»
Auch Wolff wird abgeschossen ...
Auch Richard Wolff, der vor fünf Jahren gegen seinen Willen Sicherheitsvorsteher wurde, ist wieder übergangen worden. «Es tut mir sehr weh. Ich bin schockiert, dass ich mein Amt aufgeben muss», sagt Wolff gegenüber dem «Tages-Anzeiger».
Er hätte gerne die laufenden Projekte im Sicherheitsdepartement zu Ende geführt und intensiviert, auch wenn er von seiner Ausbildung her ins Tiefbau- und Entsorgungsamt gehört: Wolff ist Geograf und Stadtsoziologe.
... während andere ihr Wunschdepartement erhalten
Stapi Corine Mauch (57) und ihre SP-Kollegen Raphael Golta (42, Sozialdepartement) und André Odermatt (58, Hochbaudepartement) behalten derweil ihre Wunschdepartemente. So auch der Grüne Daniel Leupi (52), der weiterhin die Stadtfinanzen verwaltet.
Die neuen Michael Baumer (43, FDP) und Andreas Hauri (51, GLP) sind zufrieden mit der Verteilung. Baumer wird Chef der Industriellen Betriebe, Hauri übernimmt das Gesundheits- und Umweltdepartement.
Mauch: «Optimale Lösung»
Corine Mauch gibt zu, dass die Departementsverteilung für den gesamten Stadtrat eine anspruchsvolle Aufgabe war. Es seien viele Diskussionen geführt, Vor- und Nachteile abgewägt worden. «Unter den gegebenen Umständen sind wir zum Schluss gekommen, dass das die optimale Lösung ist», meint Mauch zum «Tages-Anzeiger».
Dass fortan in der Stadtregierung die Zusammenarbeit erschwert ist, glaubt Mauch nicht. Schliesslich komme es immer wieder vor, dass ein Stadtrat ein Departement gegen seinen Willen übernehmen müsse. Sie habe aber Verständnis für die Enttäuschung von Leutenegger. «Aber das gehört auch zum Geschäft.» (duc)