Riesenpuff am Flughafen Zürich – Mitarbeiter gefeuert
Blinder Passagier schlich sich an Bord

Ein Spanier (43) verschafft sich unerlaubt Zutritt zum Flugzeug am Flughafen Zürich. Vor dem Abflug rennt er jedoch aus der Maschine. Ein Mitarbeiter der Flugabfertigungs-Firma erteilt dem Flugzeug dennoch Startfreigabe und wird entlassen.
Publiziert: 22.08.2018 um 18:27 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:10 Uhr
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Ein spanischer Tourist schlich sich ohne Boarding Pass in das Flugzeug der polnischen LOT-Airline. Später rannte er wieder raus. Er wurde von der Polizei am Flughafen Zürich kontrolliert. (Symbolbild)
Foto: Keystone
Anastasia Mamonova

Unglaubliche Szenen am Flughafen Zürich! Ein 43-jähriger Tourist aus Spanien schafft es, am Sonntagmorgen ohne Boardingpass ins Flugzeug der LOT-Airline zu gelangen. Erst im Flugzeug bemerkt er seinen Fehler und rennt raus. Einige Zeit später findet ihn die Polizei. «Wir haben den Mann kontrolliert. Weil kein strafrechtlicher Tatbestand vorlag und er keine psychischen Auffälligkeiten zeigte, gab es keinen Anlass für eine Verhaftung», sagt Sprecherin der Kantonspolizei Zürich, Rebecca Tilen, zu BLICK. 

Die Maschine der polnischen Airline sollte um 10.25 Uhr Richtung Warschau abheben. Zunächst sieht auch alles nach einem pünktlichen Start aus. Denn der zuständige Mitarbeiter der Firma Airline Assistance Switzerland (AAS), Patrick F.*, erteilt dem Piloten die Startfreigabe, nachdem der Spanier verschwindet. AAS ist ein Flugabfertigungs-Unternehmen und arbeitet am Flughafen im Auftrag verschiedener Airlines. Zu ihren Aufgaben gehört unter anderem das Check-in und Boarding sowie das Beladen und Entladen der Flugzeuge.

Maschine muss zum Standplatz zurück 

Patrick F.s Entscheidung entpuppt sich als Fehler, wie aus einem internen Schreiben hervorgeht, das BLICK vorliegt. Denn «ohne Identifikation der Person konnte auch nicht zweifelsfrei festgestellt werden, ob die Person eingechecktes Gepäck dabei hatte», heisst es. Ausserdem wurde der Pilot über den Vorfall nicht informiert.

Erst einige Zeit später wird dem Führungsbüro gemeldet, was passiert ist und die Maschine wird zum Standplatz zurückgeholt. Die Passagiere müssen aussteigen und das Gepäck wird rausgenommen. Nach einer Kontrolle dürfen alle wieder rein und die Maschine fliegt um 13.02 Uhr doch noch nach Polen.

Ins Flugzeug wegen Selfboarding-Gates

Unbemerkt einsteigen konnte der Mann dank sogenannten Selfboarding-Gates. AAS-Geschäftsführer Dieter Streuli vermutet, dass der Spanier zusammen mit einem Passagier durchgelaufen sei. «Normalerweise würde in einem solchen Fall der Alarm losgehen und einer unserer Mitarbeiter darauf aufmerksam werden», sagt Streuli zu BLICK. In diesem Fall sei der Alarm aber nicht losgegangen. Ob es ein technischer Defekt war, wird derzeit abgeklärt. 

Nach demselben Prinzip passierte der Spanier zuvor die Boarding-Pass-Kontrolle. Sprecherin des Flughafens Zürich, Sonja Zöchling sagt zu BLICK. «Es kommt hin und wieder vor, dass Personen, die bei der Boarding-Pass-Kontrolle die Schleusen benutzen, sich ganz nah an die Person vor ihnen drücken, und so unbemerkt passieren können.»

«Keine Gefahr für Passagiere und Flugzeug» – trotzdem Entlassung

Was der Mann in der Maschine wollte, ist noch unklar. «Er stand bei der Handgepäckablage und rannte dann plötzlich raus», sagt Dieter Streuli. Erst da bemerkte die Crew, dass etwas nicht stimmt. Für die Passagiere und das Flugzeug habe aber zu keinem Zeitpunkt eine «latente Gefahr» bestanden, betont Streuli. «Der Mann ist wie alle anderen durch die Sicherheitskontrolle durch. Demnach konnte er keinen verbotenen Gegenstand an Board schmuggeln.»

Trotzdem wird Patrick F. mit voller Härte bestraft. Er wird entlassen. «Da es sich hierbei um einen erheblichen Sicherheitsverstoss handelte, war diese Massnahme leider unumgänglich», heisst es im Schreiben. Dieter Streuli will seine Entlassung nicht kommentieren. Auch ob andere Gate-Mitarbeiter Konsequenzen befürchten müssen, will er nicht sagen.

* Name geändert

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