Der Wirtschaftskrimi um Milliarden-Pleitier Rolf Erb (65) geht in die nächste Runde. Das Konkursamt Thurgau, das die Vermögenswerte Erbs verwertet, hat ein Gesuch um eine Abbruchbewilligung der historischen Villa gestellt. Dagegen regt sich nun Widerstand.
Nicht etwa von einem Nachbarn, sondern von Naturschützern des Verbands Pro Natura. «Vorhaben dieser Grössenordnung ausserhalb der Bauzone beurteilen wir grundsätzlich kritisch», sagt Andreas Hasler (53) zu BLICK.
«Erst recht, wenn sie wie die Erb-Villa am Waldrand und mitten in den Rebbergen liegen. Und wenn der Anteil der Wohnfläche um 30 Prozent erweitert werden soll», sagt der Geschäftsleiter der Zürcher Sektion. Man werde deshalb eine Bewilligung für den Umbau genau anschauen und einen Rekurs ernsthaft prüfen.
«Wichtig ist, dass wir klare Verhältnisse schaffen»
Martin Wenk, Leiter des Thurgauer Konkursamtes, bleibt gelassen: «Wichtig ist, dass wir klare Verhältnisse schaffen, was ein Käufer mit dem Grundstück machen kann. Alles andere würde auf den Preis der Liegenschaft drücken», sagt er.
Und: «Der zeitliche Aspekt ist deshalb eher zweitrangig.» Oft könne man sich in solchen Fällen bilateral einigen. Zieht Pro Natura einen Rekurs allerdings bis ans Bundesgericht weiter, könnte es Jahre dauern, bis klar ist, ob die Villa abgerissen werden darf.
Villa mit bewegter Vergangenheit
Das Anwesen hoch über Winterthur hat eine bewegte Vergangenheit. Erbaut wurde es 1937 von Kurt Schoellhorn (†72), Spross der Haldengut-Brauerei-Dynastie. Bis kurz vor seinem Tod lebte Hugo Erb (†88) in der Villa. Seit 2003 steht sie leer.
Rolf Erb hatte das Anwesen im Jahr nach der Pleite des Firmen-Imperiums an seine damals einjährigen Zwillinge überschrieben. Ohne Erfolg. Erb wurde zu sieben Jahren Knast verurteilt. Wegen Betrugs, Urkundenfälschung und Gläubigerschädigung. Er residiert immer noch auf Schloss Eugensberg am Bodensee. Das Bundesgericht hat jedoch entschieden, dass der Pleitier das Schloss bis am 1. Mai verlassen muss.