Rebellen entführen Schweizerin im Sudan
Schwester Margrit (71) wollte zum letzten Mal ins Krisengebiet

Bewaffnete Männer haben am Wochenende im Sudan die Entwicklungshelferin Margrit Schenkel entführt. Es hätte ihr letzter Einsatz in der Region sein sollen.
Publiziert: 09.10.2017 um 12:51 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:39 Uhr
Schwester Margrit Schenkel in ihrem Element: Über 40 Jahre lang engagierte sie sich für humanitäre Zwecke. Nun wurde sie Opfer einer Entführung.
Foto: zvg
Johannes Hillig

Am Samstagabend stürmen bewaffnete Männer im Sudan die Wohnung einer Schweizerin. Die Entführer zwingen sie, einen Pick-up-Truck zu besteigen, und fahren in unbekannte Richtung davon. Noch ist unklar, wer die Männer sind und was sie fordern.

BLICK-Recherchen zeigen: Bei der Entführten handelt es sich um Margrit Schenkel (71) aus Bonstetten ZH. Seit 1974 engagiert sich die gelernte Krankenschwester im Sudan, spricht sechs Sprachen fliessend, darunter auch Arabisch.

In Darfur leitet sie die Kinderstation, die Hebammenschule und ein Ernährungszentrum. Für ihr aufopferndes Engagement wurde sie 2010 mit dem Rotkreuzpreis des SRK ausgezeichnet.

Noch diesen August  war die 71-Jährige in der Schweiz, erzählte im Rahmen eines Gottesdienstes in Männedorf ZH von ihrer Arbeit. Dann ging es wieder in das gefährliche Darfur. Es hätte das letzte Mal sein sollen. Sie wollte sich zur Ruhe setzen, ihren Lebensabend in ihrer Heimat Bonstetten ZH verbringen. Um die jahrelange Arbeit an ihre Nachfolge zu übergeben, flog sie nochmals in die ihr so vertraute Region. Dauer des geplanten Aufenthalts: ein Monat. Doch die Abschiedsreise wurde zum Horror.

Seit 2003 herrscht in Darfur Bürgerkrieg. Mehrere Rebellengruppen kämpfen um die Macht. Wer sich dort aufhält, lebt gefährlich. Das EDA warnt deshalb vor Reisen in die Region. «Es besteht das Risiko von Entführungen», heisst es auf der Webseite über Darfur. Doch dass die erfahrene Entwicklungshelferin Opfer einer Entführung wurde, verwundert. Schenkel soll sich sowohl mit den verfeindeten Rebellengruppen als auch mit der Regierung gut gestellt haben.

«Unsere Vertretung vor Ort ist mit den lokalen Behörden in Kontakt. Abklärungen sind im Gang», erklärte EDA-Mediensprecher Georg Farago der Nachrichtenagentur SDA. Die Schweiz verlange die sofortige und bedingungslose Freilassung der Entführten, betonte das EDA. Weitere Einzelheiten gab das Aussendepartement nicht bekannt.

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