Auf einen Blick
- Sexueller Übergriff an Zürcher Primarschule zwischen Kindern
- Eltern kritisieren Schule wegen langsamer Reaktion
- Schule organisierte sofort runden Tisch für betroffene Eltern
- Ein Viertel der Opfer sexueller Übergriffe sind Kinder
- Jugendstaatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen
An der Primarschule im Zürcher Hochfelden soll es erst kürzlich zu einem sexuellen Übergriff zwischen Kindern gekommen sein. So wurden die Eltern zu Beginn der Woche über einen «Vorfall» mutmasslich sexueller Natur zwischen zwei Kindern informiert. Das berichtet der «Zürcher Unterländer». Was genau passierte, ist bisher nicht bekannt.
Eine betroffene Mutter meldete sich nach dem Vorfall bei der Zeitung und erklärte, sie fühle sich von der Schule im Stich gelassen. So habe sie mehrmals auf den Vorfall hingewiesen, kritisierte jedoch, dass eine Reaktion zu lange ausblieb.
Schule wehrt sich gegen Vorwürfe
Die örtliche Schulpräsidentin Nicole Barny findet diese Kritik nicht angebracht. Massnahmen seien sofort eingeleitet worden. «Wir nehmen alle Hinweise ernst.» Noch am selben Tag habe sie einen runden Tisch für die Eltern des jüngeren, betroffenen Kindes organisiert. Dort sei das weitere Vorgehen besprochen worden.
Ausserdem stehe Barny immer wieder in Kontakt mit den betroffenen Eltern. Auch externe Fachstellen seien für professionellen Rat um Hilfe gebeten worden.
«Ein Kind, das einen Übergriff erlebt hat, braucht Sicherheit»
Die Beratungsstelle Castagna ist spezialisiert auf Opfer sexueller Übergriffe. Gegenüber dem «Zürcher Unterländer» erklärt die Co-Geschäftsleiterin der Beratungsstelle, Marina Jumo, dass rund ein Viertel der Betroffenen Kinder und Jugendliche sind. «Die Dunkelziffer ist aber vermutlich höher, da viele Übergriffe nicht gemeldet oder als solche erkannt werden.»
Dass Kinder neugierig sind, ist normal. Diese Neugierde würden sie freiwillig und ohne Machtgefälle in «Doktorspielen» mit ungefähr gleichaltrigen Kindern ausleben. Kommt jedoch Zwang oder Macht dazu, könne man von einem sexuellen Übergriff reden.
Solche Vorfälle können bei betroffenen Kindern tiefe Spuren hinterlassen. «Ein Kind, das einen Übergriff erlebt hat, braucht Sicherheit und Menschen, denen es vertrauen kann.» Schulen und Eltern müssten deswegen jegliche solche Vorfälle ernst nehmen. Das Kind soll ausserdem nicht auf eine «Opferrolle» reduziert werden.
Jugendstaatsanwaltschaft ermittelt
Sind Opfer und Täter in derselben Klasse, kann die Situation besonders schwierig werden, wie Jumo betont. «Viele betroffene Kinder leben in ständiger Angst und wissen oft lange Zeit nicht, wie sie das Erlebte einordnen sollen.» Einen möglichen Schulwechsel müsse je nach Fall individuell abgeklärt werden.
In Hochfelden hat sich mittlerweile auch die Jugendstaatsanwaltschaft eingeschaltet und ermittelt.