Bei Luca Maggi (29) ist die Stadtpolizei Zürich an den Falschen geraten. Ein Beamter wollte Anfang Oktober von der Wohnung des grünen Zürcher Gemeinderats im Langstrassen-Quartier aus eine Überwachung im Dealer-Milieu durchführen. Maggi selbst war nicht zu Hause, sondern nur seine Mitbewohnerin. Diese gewährte dem Polizisten keinen Einlass.
Maggi hatte dieses Vorgehen der Polizei, von Wohnungen von Privatpersonen aus Observationen im öffentlichen Raum durchzuführen, bereits als Politiker kritisiert und angezweifelt, ob es dafür überhaupt eine Rechtsgrundlage gibt. Deshalb wollte er sich telefonisch über über das Vorstelligwerden des Stadtpolizisten an seiner Wohnungstür erkundigen, wie «Republik» berichtet.
Der Begriff fiel mehrmals
Eine «freundliche und sehr auskunftsfreudige» Polizistin habe Maggi bestätigt, dass man an jenem Abend eine Wohnung gesucht habe, um den «Chügeli-Negern» auf die Schliche zu kommen. «Sobald die Dealer die Polizei sehen, schlucken sie die verpackten Drogen runter», zitiert das Nachrichtenportal aus dem Telefongespräch. «Deswegen nutzen wir Bars und Restaurants als Überwachungsorte. Ein Polizist sitzt dann im Restaurant und funkt raus, wenn er einen Deal sieht. Da es aber an der Dienerstrasse kaum seriöse Bars oder Restaurants gibt, greifen wir manchmal auf Wohnungen von ehrlichen Bürgern wie Ihnen zurück.»
Den Begriff «Chügeli-Neger» wiederholte die Dame laut dem Bericht mehrmals. Das «Chügeli» erkläre sich aus den in Kugeln abgepackten Kleinstmengen Drogen, welche die Dealer mitführten. Das «Neger», sagte die Beamtin, komme daher, weil die betreffende Gegend rund um Maggis Wohnung eben die «Schwarzafrikanergegend» Zürichs sei. Aus diesen Gründen nenne man die Dealer halt «Chügeli-Neger».
Vorabklärungen im Zusammenhang mit Drogenhandel
Marco Cortesi, Sprecher der Zürcher Stadtpolizei, schreibt auf Anfrage des Nachrichtenportals, der Besuch an der Wohnungstür sei aus ermittlungstechnischen Gründen im Zuge von Vorabklärungen im Zusammenhang mit Drogenhandel erfolgt. Der Polizist habe sich ausgewiesen und die Bewohnerin gefragt, ob es möglich sei, von der Wohnung aus auf eine Seitengasse zu schauen. «Als sie dies verneinte», schreibt Cortesi, «verabschiedete sich der Beamte nach einem kurzen Gespräch.»
TWITTERNach der Veröffentlichung des «Republik»-Berichts am Donnerstag entschuldigt sich die Stadtpolizei Zürich am Freitag für die rassistischen Äusserungen der Auskunftsperson am Telefon. «Unsere Abklärungen haben ergeben, dass unsere Mitarbeiterin leider in diesem Fall rassistische oder fremdenfeindliche Worte verwendet hat. Wir bedauern das und entschuldigen uns dafür. Das Kommando akzeptiert solche Äusserungen nicht», heisst es in einer Twitter-Antwort an Grünen-Politiker Maggi. (noo)