Rassistischer Spruch am Telefon
Zürcher Stapo muss sich für «Chügeli-Neger» entschuldigen

Der grüne Zürcher Gemeinderat Luca Maggi (29) wollte sich bei der Stadtpolizei über eine Observation im Drogenmilieu erkundigen. Als ihm eine Beamtin telefonisch Auskunft gab, benutzte sie unverhohlen rassistisches Vokabular.
Publiziert: 15.11.2019 um 19:03 Uhr
|
Aktualisiert: 15.11.2019 um 19:04 Uhr
1/5
Grünen-Politiker Luca Maggi sollte seine Wohnung für eine Polizei-Aktion zur Verfügung stellen.
Foto: Valeriano Di Domenico

Bei Luca Maggi (29) ist die Stadtpolizei Zürich an den Falschen geraten. Ein Beamter wollte Anfang Oktober von der Wohnung des grünen Zürcher Gemeinderats im Langstrassen-Quartier aus eine Überwachung im Dealer-Milieu durchführen. Maggi selbst war nicht zu Hause, sondern nur seine Mitbewohnerin. Diese gewährte dem Polizisten keinen Einlass.

Maggi hatte dieses Vorgehen der Polizei, von Wohnungen von Privatpersonen aus Observationen im öffentlichen Raum durchzuführen, bereits als Politiker kritisiert und angezweifelt, ob es dafür überhaupt eine Rechtsgrundlage gibt. Deshalb wollte er sich telefonisch über über das Vorstelligwerden des Stadtpolizisten an seiner Wohnungstür erkundigen, wie «Republik» berichtet.

Der Begriff fiel mehrmals

Eine «freundliche und sehr auskunftsfreudige» Polizistin habe Maggi bestätigt, dass man an jenem Abend eine Wohnung gesucht habe, um den «Chügeli-Negern» auf die Schliche zu kommen. «Sobald die Dealer die Polizei sehen, schlucken sie die verpackten Drogen runter», zitiert das Nachrichtenportal aus dem Telefongespräch. «Deswegen nutzen wir Bars und Restaurants als Überwachungs­orte. Ein Polizist sitzt dann im Restaurant und funkt raus, wenn er einen Deal sieht. Da es aber an der Diener­strasse kaum seriöse Bars oder Restaurants gibt, greifen wir manchmal auf Wohnungen von ehrlichen Bürgern wie Ihnen zurück.»

Den Begriff «Chügeli-Neger» wiederholte die Dame laut dem Bericht mehrmals. Das «Chügeli» erkläre sich aus den in Kugeln abgepackten Kleinst­mengen Drogen, welche die Dealer mitführten. Das «Neger», sagte die Beamtin, komme daher, weil die betreffende Gegend rund um Maggis Wohnung eben die «Schwarz­afrikaner­gegend» Zürichs sei. Aus diesen Gründen nenne man die Dealer halt «Chügeli-Neger».

Vorabklärungen im Zusammenhang mit Drogenhandel

Marco Cortesi, Sprecher der Zürcher Stadt­polizei, schreibt auf Anfrage des Nachrichtenportals, der Besuch an der Wohnungstür sei aus ermittlungs­technischen Gründen im Zuge von Vorabklärungen im Zusammen­hang mit Drogen­handel erfolgt. Der Polizist habe sich ausgewiesen und die Bewohnerin gefragt, ob es möglich sei, von der Wohnung aus auf eine Seiten­gasse zu schauen. «Als sie dies verneinte», schreibt Cortesi, «verabschiedete sich der Beamte nach einem kurzen Gespräch.»

TWITTER

Nach der Veröffentlichung des «Republik»-Berichts am Donnerstag entschuldigt sich die Stadtpolizei Zürich am Freitag für die rassistischen Äusserungen der Auskunftsperson am Telefon. «Unsere Abklärungen haben ergeben, dass unsere Mitarbeiterin leider in diesem Fall rassistische oder fremdenfeindliche Worte verwendet hat. Wir bedauern das und entschuldigen uns dafür. Das Kommando akzeptiert solche Äusserungen nicht», heisst es in einer Twitter-Antwort an Grünen-Politiker Maggi. (noo)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?