Mit ihren umgebauten Gokarts rasen sie durch die nächtlichen Strassen Zürichs. Funkensprühend schlittern sie um Kurven, werden gar von einem Radarkasten geblitzt. Seit Anfang Mai die Video-Aufnahmen der Gruppierung «WD-40» in Umlauf geraten waren, herrscht ein Mythos um die unbekannten Adrenalin-Junkies.
Etliche Schweizer Medien, darunter auch BLICK, haben über die Rennen mit den Boliden Marke Eigenbau geschrieben und selbst dem deutschen Magazin «Stern» war das Phänomen ein Bericht wert. Heute nun wird das Geheimnis um die Gokart-Gang gelüftet.
Zwei Studenten der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) sagen: «Alles nur ein Fake!» Tatsächlich handelt es sich bei «WD-40» – der Name stammt vom bekannten gelb-blauen Silikonspray – um die Diplomarbeit von Michael Schwendinger (25) und Alun Meyerhans (26) aus Zürich. An ihrer Schule präsentieren die beiden Filmbegeisterten gestern ihre Abschlussarbeit.
Was im Dezember noch mit einer einfachen Idee begonnen hatte, ist in den letzten Wochen zu einem wahren Hype gewachsen. «Wir wurden ehrlich gesagt schon etwas überrumpelt von der grossen Aufmerksamkeit durch die Medien», sagt Schwendinger zu BLICK. «Nun ist es aber Zeit, die Sache aufzulösen.»
«Wir mussten am Computer etwas nachhelfen»
Mit einem Schmunzeln erklären beide, dass es eine Gokart-Gang in Zürich nie gegeben habe. «Die Szenen sind alle gestellt. Wir waren lediglich für kurze Abschnitte auf den Strassen unterwegs», sagt Meyerhans. Von Rasern könne ebenfalls keine Rede sein. «Die Karts waren gar nicht so schnell, wie es scheint. Wir mussten deshalb nachträglich am Computer etwas nachhelfen.» Auch der Blitzer durch den Blechpolizisten sei nicht echt gewesen.
Ein auf Facebook für den 10. Juni angekündigtes Rennen in Zürich fällt damit auch ins Wasser. «Den Termin haben wir bewusst nach unserer Diplom-Präsentation angesetzt», sagt Schwendinger. «So können wir früh genug alle darüber aufklären.»
Wozu aber der ganze Aufwand der beiden jungen Studenten? «Wir wollten zeigen, wie heutzutage ein Mythos entsteht und wie dieser in kürzester Zeit – unter anderem mithilfe der Medien – in Umlauf gebracht werden kann», erklärt Meyerhans. Zudem habe man auch ein Phänomen in der Stadt Zürich thematisieren wollen: «Jeder hat Angst, etwas zu verpassen und will überall dabei sein. Besonders, wenn es unbekannt oder gar illegal ist.«
Als Moralapostel wollen sich die beiden trotzdem nicht bezeichnen. «Wir sind ja selber Teil davon. Das haben wir auch während dieser Arbeit wieder gemerkt», sagt Schwendinger.