Rabbi nach Polizei-Einsatz an jüdischer Schule
«Das ist beängstigend»

Nach einem Terrorverdacht sperrte die Polizei heute Morgen eine Strasse vor einer jüdischen Schule in Zürich. Den Schülern ist unwohl, die Eltern machen sich grosse Sorgen.
Publiziert: 17.12.2015 um 14:54 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:56 Uhr

Ein Mann sei gestern mehrmals um die Jüdische Tagesschule an der Schöntalstrasse in Zürich herumgeschlichen. Er hätte Fotos vom Gebäude gemacht, zudem tauchte später ein Auto mit belgischen Nummernschildern vor der Schule auf, das laut Marco Cortesi einen «dubiosen» Eindruck gemacht habe.

Das veranlasste die Stadtpolizei Zürich, heute mit mehreren schwer bewaffneten Polizisten die Umgebung der Schule zu sichern. «Das Ganze ist nicht angenehm», sagt Rivka Goldenberg (16). Die Schülerin geht zwar nicht in diese Tagesschule, aber in eine andere jüdische Schule in derselben Strasse. «Gestern Abend erzählten sich die Schüler, dass einer hier rumschleicht.» Sie habe sich vor dem Zubettgehen Sorgen gemacht.

Der Luzerner Rabbi Chaim Drukman bringt täglich seine Kinder nach Zürich in die Schule. Jene Tochter, die sonst eigentlich in die betroffene jüdische Tagesschule geht, war heute krank.
Foto: Céline Trachsel

Besorgt ist auch Rabbi Chaim Drukman. Seine Tochter Chaya (8) geht normalerweise in diese Schule. «Heute hatte sie aber Fieber und ich brachte sie nicht zur Schule. Als ich von den Vorfällen hier erfuhr, war ich noch nie so froh, dass meine Tochter krank ist.»

Die Situation sei sehr beängstigend, sagt der Rabbi. «Die jüdische Gemeinschaft ist sehr sensibel geworden. Wir mussten unsere Augen leider für die Realität öffnen, dass wir überall bedroht sind, nur weil wir glauben, was wir glauben und aussehen, wie wir aussehen.»

Jakob B. (25), der an diesem Morgen mit dem Auto an der Tagesschule vorbeifährt, in der gerade seine Schwester Nachama (13) den Tag verbringt, wird noch deutlicher. «Wir leben unter ständiger Angst», sagt er. «Mehr Sicherheitsmassnahmen und bewaffnete Polizisten schaden sicher nicht. Viele Juden würden sich dies rund um ihre Synagogen und Schulen vermehrt wünschen.»

Allerdings, so relativiert er, müssten sich die Juden heute weniger fürchten als in anderen Jahrzehnten. Auch fühle er sich in der Schweiz relativ sicher. «Die Situation heute Morgen machte mir weniger Angst als damals, als ich drei Jahre in Israel war und vor den Raketen in den Bunker flüchten musste.» (ct)

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