R. M. in U-Haft – Mutter des totgefahrenen Mädchens spricht im BLICK
«Ich habe Alessia vertraut»

Todesfahrer R. M. (17) wurde aus dem Spital entlassen. Jetzt sitzt er in U-Haft. Er hatte das 380-PS-Auto vom Vater. Was Alessias Mutter über R. sagt.
Publiziert: 26.03.2012 um 23:40 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 01:29 Uhr
Von Christian Bischoff, Roland Gamp und Sandro Inguscio

Nach dem Horror-Crash am Sonntagmorgen, konnte R. M. am Abend schon wieder das Spital verlassen. Gestern befragte ihn der Jugenddienst der Stadtpolizei. Anschliessend wurde er der Jugendanwaltschaft zugeführt. Seither sitzt er in Untersuchungshaft.

Was schon jetzt klar ist: R. ist Schuld am Tod der 16-jährigen Alessia.

Die letzte Erinnerung an ihre Tochter Alessia hat Beatrice D.* (48) vom Vorabend des tödlichen Autounglücks. «Sie war so fröhlich. Unbeschwert. Sie sagte ‹ciao› und wünschte mir einen schönen Abend», erzählt die Mutter.

Dann verlässt die Detailhandels-Stiftin die Wohnung in Lachen SZ. Sie will in den Ausgang. Es ist Samstagabend gegen 22.30 Uhr.

Acht Stunden später ist Alessia tot. Sie verliert ihr Leben beim Horror-Crash unter der Zürcher Europabrücke (BLICK berichtete).

Ihr Kollege R. M.* (17) fährt Auto. In seinem Alter hat er noch kein Billett. Mit dem Audi RS4 durchbricht er eine Polizeisperre. Und verliert nach wenigen Minuten die Kontrolle über den 381 PS starken Wagen. Alessia stirbt im Wrack. Die fünf anderen Teenager im Auto werden alle verletzt.

«Ich wünsche niemandem, dass er so etwas Schlimmes durchmachen muss», sagt Alessias Mutter Bea­trice D. Trotzdem erklärt sie: «Alessia trägt auch eine Mitschuld. Denn sie ist in dieses Auto eingestiegen.»

Das Auto vom Vater ausgeliehen

Aber wie kam der angehende Landschaftsgärtner R. M. aus Samstagern ZH überhaupt an diesen Audi?

Laut Polizei hatte der Autobesitzer den Wagen R.s Vater geliehen. «Das Fahrzeug stand dem Vater zur Verfügung», so Stadtpolizei-Sprecher Marco Cortesi. Wie genau R. hinter das Steuer des RS4 kam, konnte die Polizei gestern noch nicht sagen.

Die Clique verbrachte die Nacht auf Sonntag im Zürcher Kreis 4 an der «Autobahn»-Party in der Alten Kaserne.

Alessias beste Freundin Eliana B.* (18) aus Hütten ZH feierte mit. Marco H.* (18) aus Oberglatt legte als DJ auf. Ihn hatte Alessia am Donnerstag zuvor ihrer Mutter vorgestellt. Als «sehr, sehr guten Freund». Beide Teenager liegen nun auf der Intensivstation. Zu sechst waren sie nach der Party im Audi unterwegs.

«Alessia hatte viele Freiheiten. Ich vertraute ihr», sagt ihre Mutter. «Wann sie daheim sein muss, haben wir nie ausgemacht. Oft übernachtete sie bei Eliana. Meistens kam sie erst gegen Mittag heim. Deshalb habe ich mir auch keine Sorgen gemacht, als sie an diesem Sonntagmorgen noch nicht daheim war», erklärt Beatrice D.

«Alessia hatte viele Freiheiten. Ich vertraute ihr»

«R. hat wohl Panik bekommen, als er gemerkt hat, dass er in der Klemme steckt», vermutet sie. «Er muss jetzt selber damit klarkommen. Das wird ihn ein Leben lang prägen. So etwas geht an niemandem spurlos vorbei.»

Der Lehrmeister von R. M. ist enttäuscht. «Ich gab ihm noch eine Chance. Damit er nicht auf der Strasse steht», sagt Gartenbaufirmen-Chef Kurt Strickler (65). Bei ihm begann Robin vor bald zwei Jahren eine Lehre als Landschaftsgärtner.

«In der Schule war er schlecht und fehlte oft. Im Januar bot ich ihm an, statt der Lehre eine Anlehre zu machen. Die dauert nur zwei Jahre, und er muss die lateinischen Pflanzennamen nicht auswendig lernen», sagt R.s Chef. «Ich weiss nicht, wie’s jetzt weitergehen soll mit ihm. Arbeiten wird er bei mir kaum noch.»

*Namen der Redaktion bekannt

Die Polizei korrigiert Auto-Typ

Beim schwarzen Unfallwagen handelt es sich nicht um einen Audi RS6, berichtigt die Polizei ihre erste Angabe. Sondern um einen RS4 mit 2,7 Liter Bi-Turbo-V6-Motor, 381 PS. An der enormen Kraft ändert das nichts. Auch dieser Bolide braucht nur 4,9 Sekunden, um von 0 auf 100 km/h zu beschleunigen. 

Internet

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