Prozess gegen Pink-Panther-Bande – 8 Jahre Knast für Juwelendieb
Vor Gericht verging ihm das Lachen

Der Verteidiger versuchte ihn als kleinen Fisch im Haifischbecken zu verkaufen. Doch der angeklagte Räuber ist ein wahrer Profi. In Diensten der berühmt-berüchtigten Pink-Panther-Bande. Entsprechend hart ist das Urteil des Richters.
Publiziert: 08.11.2019 um 19:46 Uhr
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Aktualisiert: 17.11.2020 um 18:11 Uhr
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Mit diesem Bild fahndete die Polizei nach Goran M. (31). Hier besucht er die Bijouterie in Zürich, um das Lokal zu erkunden. Er liess sich zwei Schmuckstücke reservieren und kam als Räuber zurück.
Foto: Stapo ZH
Beat Michel

Das Grossaufgebot an Kantonspolizisten am Eingang zum Gerichtssaal kündigt es an: Im Bezirksgericht Zürich wird gegen ein Mitglied der berüchtigten Pink-Panther-Bande verhandelt. Der Angeklagte Goran M.* (31) wird dementsprechend in Handschellen und Fussfesseln in den Saal geführt. Nur die Hände darf er während des Prozesses frei bewegen. Zivile Beamten mit Knopf im Ohr begleiten den Gefangenen auf Schritt und Tritt.

Der Serbe musste sich gestern für zwei Raubüberfälle verantworten. Am 20. Februar 2016 überfiel er mit zwei Komplizen die Bijouterie Harry Hofmann an der Rämistrasse in Zürich (BLICK berichtete) und am 24. November 2016 im deutschen Wuppertal den Juwelier Meckenstock & Sohn. In Zürich entkam das Trio mit Schmuck im Wert von 3,4 Millionen Franken, dazu 20'000 Franken Bargeld. In Wuppertal hatte die Beute einen Verkaufswert von 156'000 Euro.

Der Angeklagte wirkt furchteinflössend

Der Angeklagte Goran M. ist eine imposante Erscheinung: gross, muskulös, furchteinflössend. Er trägt einen schwarzen Blazer, graue Jeans und auffällige Nike-Turnschuhe – mit übergrossen grünen Sohlen. Das Haar hat er zu einem Zopf gebunden. Er trägt wie auf dem Fahndungsbild einen Bart – doch statt frech zu grinsen, schaut er nun sehr ernst. Als er den Gerichtssaal betritt, begrüsst er zwei junge Frauen auf den Zuschauerplätzen. Er malt mit dem Zeigefinger ein Herz auf die Handfläche und streckt es den beiden entgegen. BLICK erfährt: Es sind seine Schwester und eine Freundin.

In der Anklageschrift zeigt der Staatsanwalt Roland Wolter in allen Details auf, wie professionell das Pink-Panther-Trio vorgegangen ist. Jeder kennt bei dem Raub seine Funktion, weiss, was zu tun ist. Vorbereitung, Durchführung, Flucht – und die Vernichtung der Beweise. Ganze zwei Minuten dauert der generalstabsmässig geplante Überfall. Ein Markenzeichen der Pink-Panther-Bande.

Der Staatsanwalt kennt die Bande nur zu gut

Der Staatsanwalt kennt sich aus mit der Organisation. Er sagte: «Es ist bereits der 30. Fall, der auf meinem Pult landet.» So könne er denn auch nicht glauben, dass die in Zürich verwendete Waffe eine Attrappe sei, wie die Verteidigung sage: «Diese Organisation setzt keine Spielzeuge ein. Bei anderen Überfällen war es meist die gleiche Pistole mit einem eingesetzten vollen Magazin.» Und: «Der bedrohte Verkäufer hat es auch so gesehen.»

Goran M. versucht, sich vor dem Gericht als «kleiner Fisch im Haifischbecken» zu verkaufen. Er habe nur Befehle ausgeführt. «Ich bereue die Taten und entschuldige mich bei den Opfern», sagte er kleinlaut. Die Komplizen habe er erst am Abend vor der Tat kennengelernt.

Richter spricht harte Strafe aus

Der Richter glaubt dem Angeklagten kein Wort – und geht mit der Bestrafung sogar über die Forderung des Staatsanwalts hinaus. Statt sieben verdonnert er den Serben zu acht Jahren Gefängnis für mehrfachen Raub und mehrfache Widerhandlung gegen das Waffenrecht. Die bereits abgesessenen 807 Tage der Untersuchungshaft werden abgezogen. Dennoch: Straferhöhend sei vor allem der hohe Grad der Professionalität der Räuber. Und die offensichtliche Bereitschaft, auch Gewalt anzuwenden.

* Name geändert

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