Es waren hässliche Szenen, die nun ein Nachspiel haben. Bei einer Demonstration anlässlich des Internationalen Frauentages kam es am letzten Samstag in Zürich zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. In einem Video ist zu sehen, wie ein Polizist eine Aktivistin auf den Boden drückt und ihr mit der Faust mehrmals auf den Hinterkopf schlägt. Der Mitschnitt sorgte für Empörung im Netz. BLICK-Recherchen zeigen, dass es sich bei der Betroffenen um Liv (19) aus Schaffhausen handelt. Erstmals spricht sie über den Vorfall.
«Wir waren komplett friedlich», betont die junge Schaffhauserin. Dann habe die Polizei begonnen, die Demonstrierenden einzukesseln und zurückzudrängen. Sie beobachtet, wie eine Gruppe Polizisten eine Demonstrantin grob aus der Menge zieht: «Ohne Vorwarnung, ohne vorher zu kommunizieren.» Auch eine weitere Aktivistin sei auf den Boden gedrückt worden.
Schläge vom Polizisten
Sie eilt der Frau zu Hilfe. «Im nächsten Moment wurde ich an der Stirn gepackt, und man schlug mich zwei Mal auf den Hinterkopf. Dann wurde ich ebenfalls zu Boden gerissen.» Vor Schmerzen habe sie mehrmals geschrien und den Polizisten gebeten aufzuhören. Doch: «Er schlug mich fünf weitere Male auf den Kopf, als ich bereits am Boden lag.»
In einer Medienmitteilung weist die Stadtpolizei Zürich darauf hin, dass die Veranstaltung unbewilligt war. Weiter sei es zu Drohungen und Gewalt gegen Beamte gekommen. Die Betroffene soll einen Beamten sogar gebissen haben. Liv weist die Vorwürfe zurück – teilweise, denn: «Bevor ich auf dem Boden lag, ist das zu hundert Prozent nicht passiert. Als ich runtergedrückt wurde, stand ich so unter Schock, dass es vielleicht aus dem Affekt und vor Schmerzen passiert sein könnte.»
Prügel-Video sorgt für interne Abklärungen
Die Polizei äussert sich in einem weiteren Statement auch direkt zu dem Prügel-Video: «Aufgrund der Bilder ist eine vertiefte Abklärung zweifellos notwendig.» Dabei soll neben strafrechtlichen Massnahmen durch die Staatsanwaltschaft auch geklärt werden, ob personelle Massnahmen notwendig sind.
Für Liv hatte die Demo Folgen. Sie musste die Nacht auf Sonntag mit starken Kopfschmerzen und geschwollenen Gliedmassen im Gefängnis verbringen. Eine komische Erfahrung: «Am Anfang habe ich mich sogar schuldig gefühlt, dass ich helfen wollte und mich von meinen Emotionen habe leiten lassen.» Jetzt wisse sie aber, dass es wichtig war, füreinander einzustehen.
Liv will weiter für Frauenrechte kämpfen
Sie hofft, dass die Polizei dazulernt und das nächste Mal mehr «menschliche Kompetenz» an den Tag legt. «Wir sind doch keine Terroristen», sagt sie über die Frauenbewegung. Letztendlich möchte Liv weiter gegen Gewalt und Diskriminierung kämpfen: «Wir geben nicht auf, denn wir waren an diesem Tag zwar auch Opfer – aber eben nicht nur.»