Ein Audi mit deutschem Nummernschild hat in Zürich eine Spur der Verwüstung hinterlassen: Gegen 16.00 Uhr durchbrach ein Lenker eines hellgrauen Audi A6 an der Zurlindenstrasse 134 von innen her das massive Garagentor der Sammelgarage und zerstörte dieses.
Mit dem beschädigten Auto fuhr er anschliessend auf einer unbekannten Strecke an die Verzweigung Aemtler- und Bertastrasse und überholte dort eine stehende Fahrzeugkolonne auf der Gegenfahrbahn. Anschliessend fuhr er bei der Goldbrunnenstrasse in eine Sackgasse und durchbrach eine Hecke und die Barriere zum Friedhof Sihlfeld.
Somit gelangte der Amok-Fahrer auf verschiedenen Kieswegen zum geschlossenen Ausgangstor bei der Verzweigung Aemtler- und Hardaustrasse. Vor dem Gittertor machte er nicht halt, durchbrach dieses – und richtete am Tor und der dazugehörenden Mauer einen grossen Sachschaden an.
Auch mussten Menschen, die sich auf dem Friedhof-Gelände befanden, zur Seite springen, um ihr Leben zu retten – unter anderem eine Velofahrerin. «Sie waren konkret gefährdet», heisst es bei der Stadtpolizei Zürich auf Anfrage von BLICK. Von einigen dieser Personen hat die Polizei bereits Hinweise bekommen.
Fahrer rannte Anwohnerin fast in die Arme
Die Amokfahrt war mit dem Friedhofsbesuch noch nicht vorbei: Der Audi fuhr weiter über die Hardaustrasse weiter zur Zurlindenstrasse. Dort kam es zur Kollision mit mehreren parkierten Fahrzeugen und einem Baumschutz. Danach ging die Fahrt in Richtung Albisrieden weiter und endete an der Brahmsstrasse 21. Dort kollidierte er mit einem Betonpfeiler, der das Auto massiv beschädigte und zum Stehen brachte. «Nach der Ausfahrt aus dem Friedhof bis zum Stillstand hat der Lenker des betreffenden Fahrzeugs noch diverse parkierte Autos touchiert», sagt Mediensprecher Christian Spaltenstein.
Und: «Augenzeugen sagten, dass der Lenker des Fahrzeugs aus dem Auto stieg und flüchtete.» Eine Anwohnerin von der Brahmsstrasse hatte eine nähere Begegnung mit dem Fahrer: «Ich war mit meinen Mitbewohnerinnen im Garten. Plötzlich hörte ich einen dumpfen, lauten Knall. Ich ging zum Weg, um nachzuschauen, was passiert war. Da lief mir ein Mann in Motorradkleidung entgegen», sagt sie zu BLICK.
Umgebung stank nach Benzin
Zuvor habe sie gesehen, wie ebendieser Mann aus dem Auto, dass da stillstand, ausgestiegen war. «Er hatte eine schwarze Lederausrüstung, aber keinen Helm. Ich würde ihn so um die 30 schätzen. Er rannte schnell und sehr nahe an mir vorbei, also weg von der Strasse in Richtung Siedlung», sagt die Frau.
Die ganze Umgebung habe nach Benzin gestunken. «Die Polizei sperrte alles ab. Ich fragte einen Polizisten, was los sei. Er antwortete mir, dass alles abgesperrt werde, da viel Benzin ausgelaufen sei», so die Anwohnerin. Da dieses sich entflammen könnte, kam wenige Minuten später noch die Feuerwehr.
Davor beobachtete eine weitere Anwohnerin den Lenker, als er vermutlich versuchte, den Audi anzuzünden. «Ein Mann stand nervös mit einem Kanister neben dem Auto. Er leerte bei der Fahrertür eine Flüssigkeit ins Auto», sagt sie. Wenig später seien von der Tramhaltestelle Altes Krematorium weitere Männer auf ihn zu gerannt. «Dann flüchtete der Audi-Typ nach links in die Siedlung.»
Auto aus Sammelgarage gestohlen
Marco Cortesi, Medienchef der Stadtpolizei Zürich sagte am Samstag zu BLICK: «Es laufen Abklärungen zum Fahrzeughalter und zur Frage, ob das Fahrzeug vielleicht gestohlen wurde.» Jetzt ist klar: Der hellgraue Kombi wurde im Zeitraum vom 6. bis 8. Juni 2020 aus einer Sammelgarage an der Hörnlistrasse in Winterthur gestohlen.
Damals hatte der Audi die gültigen deutschen Kontrollschilder «MÜ-G 109» montiert. Am Samstagnachmittag waren am total beschädigten Audi A6 andere, gestohlene deutsche Kontrollschilder montiert «DA TL 6898».
Beim flüchtigen Lenker handelt es sich gemäss Zeugenaussagen um einen etwa 30- bis 40-jährigen Mann. Er hatte dunkle Haare und trug einen Bart. Beim Verlassen des Fahrzeuges trug der Unbekannte schwarze oder schwarz-weisse Motorradbekleidung. Zeugen sollen sich unter der Nummer 0444 117 117 melden.