Am Mittwochabend, kurz vor Mitternacht, bricht am Zürcher Flughafen Hektik aus. Familienvater David Ashtamkar (44) ruft verzweifelt bei der Polizei an. Gemeinsam mit anderen Passagieren ist er im Terminal D «eingeschlossen». Die Reisenden aus der israelischen Stadt Tel Aviv wissen nicht mehr weiter.
«Die Swiss-Maschine kam erst um 22.36 Uhr in Zürich an – mit rund einer Stunde Verspätung. Unseren Anschlussflug nach Genf haben wir verpasst», sagt Ashtamkar gegenüber Blick. Sie wenden sich ans Kabinenpersonal und werden auf eine Flughafen-Reise geschickt.
Paukenschlag um 23.36 Uhr
«Sie schilderten uns den Weg zu einem Transfer-Schalter. Doch dieser war geschlossen.» Der Gang zu einem anderen Schalter endet ebenfalls erfolglos. Letztlich landen sie im Terminal D, wo nur noch die Sicherheitskontrolle geöffnet sei. «Wir hatten keine Chance, wegzukommen», erzählt Ashtamkar.
Einige Minuten später kommt Bewegung in die Geschichte. «Eine Dame und ein älteres Ehepaar, die ebenfalls auf der Durchreise waren, wurden abgeholt und wohl zu einem anderen Gate gebracht». Ashtamkar, seine zwei Kinder und seine Frau sowie zwei weitere Familien warten weiter. Um 23.36 Uhr folgt der nächste Schlag.
Polizei-Einsatz nach Mitternacht
«Uns wurde gesagt, dass wir bis am Morgen im Terminal bleiben müssen.» Ihre vermeintlich letzte Chance auf eine bequeme Schlafmöglichkeit ist das Transit-Hotel, das im Flughafen integriert ist. Doch dort ist kein Bett mehr frei. Da platzt Ashtamkar der Kragen. Er ruft die Polizei an. «Gegen 0.15 Uhr ist sie eingetroffen und hat uns herausgelassen.» Die Kantonspolizei Zürich bestätigt gegenüber Blick den Einsatz. «Die Familie ist in einem abgeschlossenen Transfer-Bereich festgesessen und wurde dann in den öffentlichen Bereich geführt.»
Eine brasilianische Familie mit einem Baby, die auf dem Weg nach São Paulo war, musste im Terminal schlafen. Sie hatte wohl kein Visum für die Schweiz. Ashtamkar und seine Familie nächtigten in einem Hotel in der Nähe.
Flughafen weiss von nichts
Als Blick die Medienstelle des Flughafens Zürich auf den Vorfall anspricht, reagiert diese überrascht. «Wir haben keine detaillierte Kenntnis zu diesem Fall», schreibt Mediensprecherin Jasmin Bodmer. «Es kann sein, dass Reisende zu lange verweilen nach der Ankunft und dann die Schalter bereits geschlossen sind.» Wichtig dabei: «Wir sprechen hier immer von Non-Schengen-Reisenden. Wer aus einer Schengen-Destination einreist, muss nicht mehr durch eine Passkontrolle und könnte direkt zur Gepäckausgabe und einreisen.» Israel ist nicht im Schengen-Abkommen integriert.
Mittlerweile kann Ashtamkar über den Vorfall schmunzeln: «Zum Glück ist niemand ernsthaft zu Schaden gekommen, das ist das wichtigste.» Ab jetzt wisse er zumindest immer eine lustige Anekdote zu erzählen, wenn jemand den Flughafen Zürich erwähnt.