Polizei legt Schmuddel-Vermieter Peter S. in Zürich das Handwerk
«Für dieses Zimmer kassiert er 1100 Fr!»

Die Grüsel-Wohnungen zu Wucher-Preisen seien nur die Spitze des Eisbergs, sagt Walter Angst vom Zürcher Mieterverband. Viele Mieter wüssten sich nicht zu wehren.
Publiziert: 20.10.2015 um 20:39 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:39 Uhr

Knapp hundert Beamte der Zürcher Stadt- und Kantonspolizei stürmten gestern früh drei Liegenschaften im Langstrassen-Quartier. Über 20 Polizei-Dolmetscher standen ihnen zur Seite. Ziel der Razzia: drei Häuser an der Neufrankengasse und der Magnus-Strasse, in denen mehr als 120 Mieter leben. Für die winzigen Schmuddel-Wohnungen verlangt Vermieter Peter S.* (49) mutmasslich Wucher-Mieten.

Stapo-Sprecher Marco Cortesi bestätigt: «Wir hatten seine Häuser schon länger im Visier.» Schon bei früheren Einsätzen sei den Beamten immer wieder der katastrophale Zustand der Wohnungen aufgefallen.

Vermieter Peter S. sitzt nun in einer engen Gefängniszelle. Ebenso drei Handlanger aus der Schweiz und dem Libanon. Das vorgeworfene Vergehen ist kein Kavaliersdelikt: Gewerbsmässiger Wucher ist strafbar und kann mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft werden.

Die miese Masche des Vermieters: Viele seiner Mieter sind auf Sozialhilfe angewiesen und müssen sich die Schmuddel-wohnungen vom Amt bezahlen lassen. Das heisst auch: Der Steuerzahler kommt am Ende für die Fantasie-Mieten auf.

Schon im Treppenhaus stinkt es bestialisch nach Urin. Auf dem Boden liegen Spritzen. Etliche Türen und Fenster sind eingetreten, die sanitären Anlagen unbenutzbar, teilweise völlig durchlöchert. Viele Bewohner müssen sich die ekligen Etagen-Toiletten und -Duschen sogar noch teilen. Trotzdem kosten die winzigen 1-Zimmer-Wohnungen 1100 Franken. Exakt der Maximalbetrag, der vom Sozialamt noch übernommen wird.

Freiwillig wohnt hier niemand. Sozialhilfe-Empfänger Andreas Widmer (54): «Ich wurde vom Amt hierher verfrachtet. Für dieses Zimmer kassiert der Vermieter 1100 Franken. Es kann nur noch besser werden.»

Familie Miah wohnt mit einem Kind in einer 1,5-Zimmer-Wohnung: «Wir versuchen schnellstens, eine neue Bleibe zu finden.» Mieterin Rita F.* (44) hat keine Hoffnung: «Wegen Betreibungen bekomme ich keine Wohnung auf dem Markt. Wo soll ich hin?»

In einer Etagen-Dusche an der Magnus-strasse sitzt eine Frau (23) apathisch auf dem Boden. «Ich rauche hier ab und zu Crack», sagt sie. «Aber ich bin sehr froh, dass man endlich etwas gegen den Vermieter und die Libanesen unternimmt.»

Sind die Ekel-Wohnungen Einzelfälle? Stapo-Sprecher Marco Cortesi: «Es gibt leider wohl noch viele solche Häuser.»

* Namen der Redaktion bekannt

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