«Es war eine sehr belastende Zeit»
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Wirtepaar wurde weggemobbt:«Es war eine sehr belastende Zeit»

Pneus zerstochen, mit Hundesäckchen beworfen – Zürcher Beizer verzweifelt
«Der Kanton will uns rausekeln!»

Im hintersten Tösstal führt ein Wirte-Paar seit eineinhalb Jahren einen Kleinkrieg – mit Behörden, Einheimischen und Vorgängern. Jetzt haben sie genug.
Publiziert: 22.04.2019 um 01:14 Uhr
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Aktualisiert: 22.04.2019 um 15:33 Uhr
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Urs Merkli (64) und Angela Schulz (57) müssen ihre Beiz bald verlassen.
Foto: Daniel Kellenberger
Helena Schmid

Die Sennhütte ist ein 150-jähriger Bau aus Holzschindeln, hoch oben auf einem Hügel über dem Tösstal. Eigentlich die perfekte Raststätte für hungrige Wanderer und Velofahrer. Doch wie an so vielen Tagen im vergangenen Jahr bleiben die Gäste am letzten Donnerstag aus. Denn hier, im entlegensten Winkel des Kantons Zürich, tobt ein übler Streit.

Wirt Urs Merkli (64) und seine Frau Angela Schulz (57) sitzen am leeren Holztisch im Eck, blicken aus dem Fenster ins vernebelte Grün. «Ich traue mich nicht einmal mehr, am Morgen zum Briefkasten zu gehen, so schlimm war der Hass gegen uns», sagt Schulz zu BLICK.

Dabei war die Sennhütte ursprünglich das gemeinsame Traumprojekt. Im April 2017 isst das Paar zum ersten Mal auf der Terrasse des Restaurants. Merkli erinnert sich: «Wir haben uns sofort in diesen Ort verliebt.» 

Shitstorm auf Tripadvisor

Der Stadtzürcher und seine deutsche Frau bewerben sich als Pächter. Gut ein halbes Jahr später eröffnen sie das Lokal. Und zerstreiten sich zugleich mit ihren Vorgängern. Grund: «Wir haben nur einen Teil ihres Inventars übernommen – das hat sie sehr gefrustet», sagt Merkli.

Aus Rache hätten diese dann Familie und Freunde dazu angestiftet, auf Tripadvisor schlechte Bewertungen abzugeben. «Seit Pächterwechsel katastrophal», schreibt ein Nutzer im Januar 2018, der mit seinem Profil die Sennhütte zweimal negativ bewertete. Ohne jemals einem weiteren Restaurant eine Bewertung zu geben. 

Andere Kommentarschreiber bezeichnen sich als «Freunde» der Vorgänger und das Restaurant als «ungenügend». Der Gastronom erklärt: «Das war gezielte Schikane gegen uns.» 

Amtsleiter macht sich über Beizer lustig

Auch dem Kanton Zürich, Eigentümer der Sennhütte, sind die neuen Pächter ein Dorn im Auge. Nach einem Briefwechsel bezüglich Mietzinsreduktion wettert der zuständige Leiter des Amts für Landschaft und Natur via E-Mail: «Heissa Maria, die werden wir wohl nicht so schnell los.»

Pikant daran: Die Nachricht war eigentlich für einen Kollegen bestimmt. Diesen wollte der Amtsleiter nämlich fragen: «Hast Du morgen Sa oder noch besser Sa in einer Woche über Mittag schon was vor? Da könnten wir mal zum Probeessen (für die Not mit Brötli im Rucksack).»

Dummerweise landete die Mail im Postfach von Angela Schulz. Der Kantonsangestellte schickte eine Entschuldigung nach. «Das ist sonst nicht meine Art», schreibt er kleinlaut.

Mit Anzeigen und Hundesäckchen bombardiert

Spätestens nach diesem Fauxpas ist sich Urs Merkli sicher: «Der Kanton will uns mit allen Mitteln verjagen!» Er entscheidet zu bleiben, allen Boshaftigkeiten zum Trotz. Doch der Streit hat gerade erst begonnen.

In den kommenden Monaten findet er sein Auto mit zerstochenen Pneus vor. Regelmässig flattern Anzeigen rein. «Der Wildhüter bombardierte uns förmlich mit Klagen wegen unseres Hundes», sagt Merkli weiter. Das Tier würde im Wald jagen, so der Vorwurf. «Danach warf man uns regelmässig volle Hundesäckchen auf die Terrasse, während die Gäste dort assen.»

Die Anzeigen wurden zwar abgeschmettert, im Sommer folgte jedoch schon die nächste: Diesmal sollen die Pächter fremdes Holz gestohlen haben. Ein Verfahren wurde zwar nie eröffnet – der Ruf der Sennhütte war mit dem mutmasslichen Diebstahl aber endgültig im Keller. Der Traum vom Quereinstieg in die Gastronomie – geplatzt.

«Wir konnten nicht mehr»

Schulz erinnert sich: «Wir konnten einfach nicht mehr.» Als ihnen der Kanton im November 2018 eine Abfindung anbietet, stimmen sie zu, den Mietvertrag vorzeitig aufzulösen.

Aufgeben kommt für das Paar aber nicht in Frage. Nach dem Umzug möchten sie sich weiter umsehen. Merkli: «Bisher haben wir leider noch kein passendes Objekt gefunden. Unser Ruf eilt uns voraus.»

Die Baudirektion des Kantons möchte sich «wegen des laufenden Verfahrens» nicht zum Fall äussern. Schulz und Merkli wünschen sich nun nichts mehr, als einen Neustart. Die Gastronomen sind aber voller Wehmut: «Unser Zuhause hier werden wir schon vermissen.»

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