Ospel-Nachfolger Peter Kurer
Der Schattenmann von Herrliberg

Peter wer? Ach der wohnt bei uns? Der neue starke Mann der UBS - daheim im noblen Herrliberg ist Peter Kurer nur ein Schattenmann. Dabei wohnt er schon 20 Jahre in der Goldküstengemeinde
Publiziert: 03.04.2008 um 10:00 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 20:47 Uhr
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Peter Kurer: Der Herrliberger wird bald ­Präsident der UBS.
Foto: Paolo Foschini
Von Adrian Schulthess

Selbst für seine direkten Nachbarn in Herrliberg ZH ist er der «Herr Kurer» geblieben. Niemand ist per Du mit dem designierten UBS-Verwaltungsratspräsidenten Peter Kurer (58).

«Wenn der arbeiten geht, schlafen wir ja noch», sagt eine Nachbarin. «Er ist halt ein Chrampfer.» Zwölf Stunden sollen es täglich sein. Mindestens.

Mehr als ein freundliches Grüezi gewechselt habe sie mit ihm in 20 Jahren nur ein einziges Mal: «Deutsche Neuzuzüger veranstalteten eine Einweihungsparty. Da war er auch. Und André Dosé.»

Eine andere Nachbarin hat ihn vor 20 Jahren zuletzt getroffen. «Ich durfte beim Einzug das Catering machen.» Immerhin: Er winke jedes Mal, wenn er im Auto vorbeifahre.

Jetzt hofft sie auf mehr Sicherheit im Quartier: «Während dem Swissair-Prozess standen zivile Polizeiautos vor seinem Haus. Vielleicht kommen die jetzt zurück.»

Vielleicht sind sie auch nie weggewesen. Immerhin wohnen nur ein paar Hundert Meter weiter oben SVP-Eminenz Christoph Blocher und Nikolaus Senn, Ex-Verwaltungsratspräsident der UBS-Vorgängerbank SBG. Reich und Reich gesellt sich halt gern.

Über Strategien wird Kurer wohl kaum in der lokalen Wirtschaft Kittenmühle brüten: «Wir haben aus der Zeitung erfahren, dass der eigentlich Herrliberger wäre», heisst es dort.

Zum Ausgehen dürfte ihm auch die Zeit fehlen. Daheimbleiben ist ja auch schön: Seit rund 20 Jahren lebt er in einer Villa. Heute würde allein der Bau 4 Millionen Franken kosten. Der atemberaubende Seeblick ist noch unverbaut. Das ist an der Goldküste Gold wert.

In der Villa wohnt er gemeinsam mit seiner Frau Susi, die als Psychologin im Zürcher Seefeld arbeitet. Sie ist bekannter als er: Für die FDP war sie eine Zeit lang in der Schulpflege der Villen-Gemeinde. Sohn Tobias (28) wohnt auch noch daheim. Die anderen beiden erwachsenen Kinder sind schon ausgeflogen.

Einzige Leidenschaft Kurers ist Eishockey: Mit dem exklusiven Club «Puck dOr» unterstützt er die Junioren des Schlittschuhclubs der Nachbargemeinde Küsnacht. 2007 spendete ihnen Kurers exklusiver Club über 100000 Franken.

Kurers Lohn: Weniger als Ospel - immer noch viel
Wie viel wird Peter Kurer verdienen? Am Tag nach seiner Ernennung wagt niemand eine Prognose. Aber aus dem Umfeld des Verwaltungsrats ist zu hören: «Sicher deutlich weniger als Marcel Ospel.» Dieser hatte einst in einem einzigen Jahr 26 Millionen Franken kassiert.

Im Jahr vor der Krise lag der Schnitt der 13 höchsten UBS-Manager noch bei 18 Millionen. Für 2007 gab es «nur» den Grundlohn. Denn als Chefjurist war Kurers Bonus direkt an das Konzernergebnis gekoppelt. Wegen dem Verlust fiel der Zustupf aus.

In den nächsten Monaten soll das «Anreizsystem» überarbeitet werden. So hat es der Verwaltungsrat beschlossen. Ob damit die Abzocker-Löhne tatsächlich gestoppt werden, ist fraglich. 20 Millionen wird es zwar so schnell nicht mehr geben. Aber wo liegt die neue Schamgrenze nach dem grossen Knall? Das erfahren wir erst in einem Jahr.
Wie viel wird Peter Kurer verdienen? Am Tag nach seiner Ernennung wagt niemand eine Prognose. Aber aus dem Umfeld des Verwaltungsrats ist zu hören: «Sicher deutlich weniger als Marcel Ospel.» Dieser hatte einst in einem einzigen Jahr 26 Millionen Franken kassiert.

Im Jahr vor der Krise lag der Schnitt der 13 höchsten UBS-Manager noch bei 18 Millionen. Für 2007 gab es «nur» den Grundlohn. Denn als Chefjurist war Kurers Bonus direkt an das Konzernergebnis gekoppelt. Wegen dem Verlust fiel der Zustupf aus.

In den nächsten Monaten soll das «Anreizsystem» überarbeitet werden. So hat es der Verwaltungsrat beschlossen. Ob damit die Abzocker-Löhne tatsächlich gestoppt werden, ist fraglich. 20 Millionen wird es zwar so schnell nicht mehr geben. Aber wo liegt die neue Schamgrenze nach dem grossen Knall? Das erfahren wir erst in einem Jahr.
Droht Ospel jetzt Knast?
Wenn Marcel Ospel das Strafgesetzbuch zur Hand nimmt, muss es ihm kalt den Rücken runterlaufen.

Von Silvio Bertolami

Das Schweizerische Strafgesetzbuch sagt: Wer als Verwaltungsrat eines kaufmännisch geführten Unternehmens unwahre oder unvollständige Angaben macht, die einen andern zu schädigenden Vermögensverfügungen veranlassen können, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Busse bestraft.

UBS-Präsident Ospel hat die Lage seiner Bank in der 2. Jahreshälfte 2007 viel zu gut dargestellt. Aber hat er das wider besseres Wissen oder grobfahrlässig getan? Und – wenn ja – könnte man ihm dies nachweisen? Die Hürden für eine Verurteilung sind hoch.

Das gilt auch für Verstösse gegen die Sorgfalts- und Treuepflicht. Trotzdem ist Professor Peter V. Kunz überrascht, dass bisher noch kein Aktionär eine Strafanzeige gegen die UBS-Führung eingereicht hat – weil sie zu hohe Risiken einging. Der Berner Wirtschaftsrechtler wundert sich auch, warum die Basler und Zürcher Staatsanwälte noch nicht aktiv geworden sind.

Klagen in den USA

«Wir warten die Ergebnisse der Untersuchung ab, die von der Bankenkommission durchgeführt wird», erklärt Markus Melzl, Sprecher der Basler Staatsanwaltschaft. «Wenn die etwas strafrechtlich Relevantes findet, muss sie Anzeige erstatten.» Das Gleiche sagt die Zürcher Staatsanwaltschaft.

Nur: Das Hauptanliegen der Bankenkommission ist nicht das Strafrecht. Sie will vielmehr wissen: Wie konnte es bei der UBS zum Debakel kommen? Und welche Lehren sind daraus zu ziehen?

Die UBS glaubt, dass sie in der Schweiz «auf der sicheren Seite» ist. Hingegen rechnet sie mit Klagen von Banken und Sammelklagen von Privaten in den USA. Klagen, die sie noch viel Geld kosten werden.
Wenn Marcel Ospel das Strafgesetzbuch zur Hand nimmt, muss es ihm kalt den Rücken runterlaufen.

Von Silvio Bertolami

Das Schweizerische Strafgesetzbuch sagt: Wer als Verwaltungsrat eines kaufmännisch geführten Unternehmens unwahre oder unvollständige Angaben macht, die einen andern zu schädigenden Vermögensverfügungen veranlassen können, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Busse bestraft.

UBS-Präsident Ospel hat die Lage seiner Bank in der 2. Jahreshälfte 2007 viel zu gut dargestellt. Aber hat er das wider besseres Wissen oder grobfahrlässig getan? Und – wenn ja – könnte man ihm dies nachweisen? Die Hürden für eine Verurteilung sind hoch.

Das gilt auch für Verstösse gegen die Sorgfalts- und Treuepflicht. Trotzdem ist Professor Peter V. Kunz überrascht, dass bisher noch kein Aktionär eine Strafanzeige gegen die UBS-Führung eingereicht hat – weil sie zu hohe Risiken einging. Der Berner Wirtschaftsrechtler wundert sich auch, warum die Basler und Zürcher Staatsanwälte noch nicht aktiv geworden sind.

Klagen in den USA

«Wir warten die Ergebnisse der Untersuchung ab, die von der Bankenkommission durchgeführt wird», erklärt Markus Melzl, Sprecher der Basler Staatsanwaltschaft. «Wenn die etwas strafrechtlich Relevantes findet, muss sie Anzeige erstatten.» Das Gleiche sagt die Zürcher Staatsanwaltschaft.

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