Im Pflegezentrum Kohlfirst in Feuerthalen ZH wütete im Dezember 2020 das Corona-Virus: 15 Bewohner starben. Jeder dritte Angestellte fiel aus. Jetzt zieht das Altersheim Konsequenzen: Es werden bevorzugt geimpfte Personen eingestellt, wie die «NZZ» berichtet. Ohne Piks kein Job.
Zudem wolle das Zentrum bei Mitarbeitern, die bereits im Kohlfirst arbeiten und nicht geimpft werden wollen, das Pensum nicht erhöhen. Die Impfgegner unter den Angestellten fühlen sich diskriminiert: Sie wandten sich in einem Schreiben an die Medien und prangerten diese Vorgänge an, schreibt die Zeitung.
«Bei mehreren Bewerberinnen und Bewerbern ziehen wir Geimpfte vor»
Die Verantwortlichen des Heims wiegeln aber ab. Markus Späth, Präsident des Zweckverbands, der für das Kohlfirst zuständig ist, erklärt der «NZZ»: Eine Bevorzugung der Geimpften fände nicht statt. Im Bewerbungsverfahren stelle es schlicht ein Kriterium dar. Und: «Von Diskriminierung kann keine Rede sein. Bei uns gibt es keinen Impfzwang.»
Späth, der auch für die SP im Zürcher Kantonsrat sitzt, sagt: «Der Impfstatus ist keine harte Bedingung. Wir stellen nicht ausschliesslich Geimpfte an. Das erlaubt der Arbeitsmarkt nicht.» Doch die Sicherheit der Heimbewohner geht vor: «Aber im Fall von mehreren Bewerberinnen und Bewerbern ziehen wir Geimpfte vor.»
Klärendes Gespräch geplant
Späth führt aus, wie man zu dieser Handhabung gekommen sei. Zur schlimmen Situation im Dezember 2020 mit 15 toten Bewohnern und zahlreichen Personal-Ausfällen meint der Präsident: «Wir konnten die Situation kaum bewältigen.» Nach diesem Drama wollte man das Ansteckungsrisiko minimieren. Und nicht die Angestellten bestrafen.
Das Pflegeheim Kohlfirst hat 78 Bewohner. 90 Prozent hätten letzte Woche den ersten Piks erhalten. Von den 110 Mitarbeiter kriegten 50 Prozent die erste Impftranche. 13 weitere Angestellte zogen nach, nach dem die Kohlfirst-Leitung die hauseigene Strategie klarstellte.
Kommende Woche soll es ein klärendes Gespräch zwischen Präsi Späth und den Angestellten geben. (nl)