«Nicht weniger Bisse»
Zürich will obligatorische Hundekurse abschaffen

Halter von grossen Hunden sollen künftig im Kanton Zürich mit ihren Vierbeinern keinen obligatorischen Kurs mehr absolvieren müssen. Der Kantonsrat sprach sich am Montag für die Abschaffung dieser Pflicht aus. Es seien wegen der Kurse nicht weniger Leute gebissen worden, argumentierten CVP, FDP und SVP.
Publiziert: 15.01.2018 um 15:04 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:35 Uhr
Bisher obligatorisch: Wer einen grossen Hund kauft, muss in den Kurs.
Foto: Keystone

Das Zürcher Hundegesetz war nach einem tragischen Vorfall, bei dem drei Pitbulls im Dezember 2006 einen Sechsjährigen totgebissen hatten, verschärft worden. Jeder, der einen Hund hält oder kauft, der einem «grossen oder massigen Rassetyp angehört«, muss seither eine anerkannte praktische Hundeausbildung absolvieren.

Diesen Passus strich das Parlament am Montag wieder aus dem Gesetz. In Zürich brauche es keine strengeren Vorgaben, als sie der Bund vorschreibe und keine strengeren als in anderen Kantonen. Zudem sei der Nutzen der Kurse nicht erwiesen, argumentierten SVP und FDP. Der Rat stimmte mit 88 zu 84 Stimmen für die Abschaffung.

Das Gesetz habe sein Ziel verfehlt, betonte auch die CVP. Die Zahl der Beissvorfällen sei mit dem Kurs-Obligatorium nämlich nicht zurückgegangen. Und die SVP zeigte sich überzeugt, dass «wer verantwortungsvoll sei, diese Kurse auch ohne Pflicht besuche». Die «Glünggis und Sürmel» unter den Hundehaltern erreiche man ohnehin nicht.

Abgeschwächte Variante

Der Regierungsrat hatte am Obligatorium festhalten wollen - zwar in etwas abgeschwächter Form. «Die Bevölkerung findet die Kurse grundsätzlich nützlich«, sagte Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger (FDP). So schlug er vor, die obligatorische Hundeausbildung zwar auf alle Hundehalter auszuweiten, sie aber zu verkürzen.

Einen Hund tiergerecht und sicher zu halten, sei keine Fertigkeit, die man natürlich oder beiläufig erwerbe. Sie müsse erlernt werden, zeigte sich der Regierungsrat überzeugt. Und die SP betonte, dass ein Hundehalter mit einem solchen Kurs auch zeige, dass er seine Verantwortung ernst nehme.

»Jeder, der einem ausgewachsenen Rottweiler gegenüber sitzt, hofft, dass dieser wenigstens eine minimale Ausbildung genossen hat", warf der Sprecher der BDP in die Runde. Denn erst in diesen Kursen lernten die Hunde gehorchen und den Umgang mit Tier und Mensch.

Zürich hat eines der schärfsten Hundegesetze in der Schweiz. Neben der Ausbildungspflicht für grosse Hunde enthält es auch ein Verbot von gewissen Hunderassen. Ganz unter Dach ist das Gesetz - und somit die Abschaffung des Kurs-Obligatoriums - noch nicht. Der Kantonsrat wird in etwa vier Wochen abschliessend darüber befinden. (SDA)

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