Flüster-Assistent im Jet soll Landung leiser machen
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Neues Anflugsystem:So soll der Flughafen Zürich leiser werden

Neues Anflugsystem soll für Ruhe sorgen
Flüster-Assistent im Jet soll Landung leiser machen

Mit einem Testflugzeug haben Forschende im vergangenen Jahr in Zürich ein neuartiges Assistenzsystem für Pilotinnen und Piloten getestet. Nun sind die Ergebnisse da.
Publiziert: 23.06.2020 um 06:46 Uhr
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Aktualisiert: 23.06.2020 um 07:42 Uhr
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Enorme Einsparungen an Kerosin – und Lärm: Das neue Anflugsystem in Zürich soll Anwohner entlasten.
Foto: keystone-sda.ch

Der A320 zog im vergangenen Jahr unübliche Bahnen: Er flog jeweils auf den Flughafen Zürich an, brach den Anflug in einer Höhe von 300 Metern ab, stieg wieder an und dreht eine Schlaufe worauf er ein weiteres Mal zum Anflug ansetzte.

Nach neun oder zehn solcher Runden landete die Maschine schliesslich auf dem Militärflugplatz Dübendorf, dem Stützpunkt für die Forschungsreihe. Hier testeten Forschende der Stiftung Skylab, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR und der Empa ein neues Assistenzsystem für leisere und treibstoffärmere Anflüge.

Denn leiser und treibstoffärmer anfliegen ist durchaus möglich. Eine Auswertung am Flughafen Zürich zeigte, dass die Piloten die Landungen sehr unterschiedlich fliegen. Als störend werden vor allem die «Ausreisser» empfunden, also jene Anflüge, bei denen die Fahrwerke zu früh ausgefahren werden oder die stark bremsen müssen.

System sorgt für optimale Ruhe

Um diese «Ausreisser» zu vermeiden und die Anflüge generell zu verbessern, war in der Testmaschine das Assistenzsystem LNAS installiert, was Low Noise Augmentation System bedeutet.

Diese Software sagt den Piloten, zu welchem Zeitpunkt sie welchen Schritt ausführen sollen, also wann sie sinken und wann sie das Fahrwerk ausfahren sollen. Bei einem «akustisch optimalen» Anflug nähert sich das Flugzeug wie auf einer Rutschbahn der Piste.

Am Montag veröffentlichten Empa, SkyLab und das DLR nun ihre Ergebnisse. Diese zeigen, dass die Piloten mit Assistenzsystem LNAS den Sinkflug viel einheitlicher und exakter flogen als ihre Kolleginnen und Kollegen, die beim Test ohne LNAS unterwegs waren.

Auch der Verlauf der Fluggeschwindigkeit war mit LNAS deutlich gleichmässiger. Die lauten Bremsklappen mussten nie ausgefahren werden, die besonders störenden Ausreisser wurden also vermieden.

Lärmverringerung um einen Drittel

Auch die lautesten Anflüge waren mit dem LNAS um bis zu 3 Dezibel leiser. Dies entspricht einer wahrnehmbaren Lärmverringerung um etwa ein Drittel. Auch in Süddeutschland war der Lärm weniger zu hören.

Gemeinden, die näher als sechs Kilometer am Flughafen liegen, würden von den optimierten Anflügen allerdings kaum profitieren, weil diese nur über einer Höhe von 300 Metern zu weniger Lärm führen.

Neben der Lärmreduktion erreichte das LNAS auch eine deutliche Treibstoff-Einsparung. Auf den letzten knapp 50 Kilometern brauchten die Pilotinnen und Piloten mit LNAS im Schnitt 8,9 Kilogramm weniger Kerosin. Hochgerechnet auf alle A320-Flüge der Swiss könnten also rund 500 Tonnen Kerosin pro Jahr eingespart werden.

9000 Tonnen CO2 pro Jahr weniger

Würde das System bereits 200 Kilometer vor der Piste angestellt, ergäbe sich bei allen A320 der Swiss sogar eine jährliche Einsparung von 3000 Tonnen Kerosin, was 9000 Tonnen CO2 entspricht.

Ziel der Forschenden ist es nun, das LNAS in die Navigationsrechner von Verkehrsflugzeugen zu integrieren. In einigen Jahren soll das LNAS zum Autopiloten dazugehören, dann würde es den «akustisch optimalen» Anflug vollkommen selbständig ausführen. (SDA)

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