«Bei unserer Liegenschaft an der Ottikerstrasse im Zürcher Kreis 6 hatten wir neue Briefkästen montiert», erzählt Unternehmerin Beatrice Hohl (51) von der Internetplattform «4else.com». «Darunter auch einen Reserve-Briefkasten. Man weiss ja nie, wie sich die Dinge entwickeln.»
«Als ich Anfang letzte Woche zum Haus kam, lag genau in diesem Reserve-Briefkasten ein Paket», sagt Hohl. «Und am Briefkasten war ein Namensschild, beschriftet mit R. Imhof.»
Mysteriöser R. Imhof gesucht
Von einem neuen Mieter wusste sie nichts. «Das war mir sofort suspekt, aber ich dachte, ich höre mich erst mal im Haus um.» Weil das Paket aus dem Briefkasten hervorschaute, nahm sie es in den Hausflur. «Das machen wir immer so, damit die Pakete nicht verregnet werden. Dem vermeintlichen Empfänger habe ich einen Zettel in den Briefkasten gelegt.»
Aber R. Imhof hat das Paket im Hausflur nicht abgeholt. Und in der Liegenschaft hat keiner zuvor von R. Imhof gehört.
Der Fall ist klar: Imhof ist ein Verbrecher! Ein Dieb, der fremde Briefkästen missbraucht. Er holt die Pakete ab und lässt die Rechnung liegen. Die Ware ist weg und der Lieferant ist um sein Geld geprellt.
«So viel Koks verschickt keiner per Post»
Nachdem sein erster Versuch scheiterte und sein Paket unerreicht im Hausflur landete, hat es Imhof erneut probiert. «Als zwei weitere Pakete folgten, habe ich die Polizei alarmiert. Das kann ja nicht sein, dass jemand unseren leerstehenden Briefkasten missbraucht.»
Natürlich habe es sie wundergenommen, was in den Paketen drin sei. «Als erstes habe ich Drogen darin vermutete, aber dafür waren die Pakete zu schwer. So viel Koks verschickt keiner per Post.» Trotz der Neugier habe sie sich zurückgehalten. «Aber als dann eine Polizistin die Pakete abholte und sagte, dass sie mindestens eines öffnen müsse, konnte ich mich nicht zurückhalten», sagt Hohl. «Da habe ich sie gebeten es gleich hier zu tun.»
Der Stadtpolizei sind ähnliche Fälle bekannt
Zum Vorschein kam: dreimal das selbe Buch! Ein Zeitdokument über eine Zürcher Graffiti-Crew «KCBR – Live Life Lik». «Die Bücher sind ziemlich teuer, wahrscheinlich wollte der sogenannte R. Imhof sie weiterverscherbeln», vermutet Hohl. «Wer sonst braucht dreimal das selbe Buch?»
Die Stadtpolizei Zürich bestätigt Fälle von Briefkasten-Hijacking. «Zum Glück sind es aber immer noch Einzelfälle», sagt Sprecherin Judith Hödl.