Acht Monate nach dem tragischen Kindermord in Flaach ZH hat sich Natalie K. (†27) gestern im Gefängnis Zürich das Leben genommen. Sie sei tot in ihrer Zelle aufgefunden worden, als sie am Nachmittag zum Hofgang hätte abgeholt werden sollen, teilte Thomas Manhart, Leiter des Zürcher Justizvollzugs, heute an einer Medienkonferenz mit. K. hatte sich nach dem Mittagessen stranguliert.
Für die Angehörigen war die Nachricht ein Schock. Die Eltern K.s teilten mit, sie seien «fassungslos» ob des Todes ihrer Tochter. Der Ehemann der Verstorbenen, Mike K. (28), sei gestern Nachmittag ebenfalls über den Tod informiert worden. Gegen ihn läuft ein Strafverfahren wegen Verdachts auf gewerbsmässigen Betrug, er befindet sich derzeit in vorzeitigem Strafvollzug im Gefängnis Frauenfeld. «Eine spezielle Unterstützung des Mannes ist gewährleistet», sagte Manhart.
Schriftstück ging an die Staatsanwaltschaft
Natatalie K. hinterliess laut dem Leiter des Justizvollzugs ein Schriftstück in ihrer Zelle. Dieses sei der Strafverfolgungsbehörde weitergegeben worden. Weitere Informationen zum Fall gaben die Behörden teilweise mit Verweis auf das Arztgeheimnis nicht bekannt.
Vielmehr betonten die Behördenvertreter, dass sich Suizide nie vollständig verhindern liessen – «auch wenn wir das gerne würden», wie Jérôme Endrass, stellvertretender Leiter der psychiatrischen Dienste, sagte. «Jeder Suizid ist einer zu viel.»
Bei der Prävention setzte man vor allem auf Gespräche, in denen man eventuelle Absichten aktiv anspreche. Im Fall von Natalie K., die nach einem Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik ins Gefängnis verlegt wurde, bleibe man – auch wenn bei der psychiatrischen Beurteilung bei der Einweisung keine akute Selbstgefährdung festgestellt wird –, regelmässig in Kontakt mit der Person. So würden die Insassen einmal pro Woche besucht.
Bereits vierter Suizid seit Anfang Jahr
Ob Natalie K. bereits zuvor versucht hatte, sich im Gefängnis das Leben zu nehmen, sagen die Behörden nicht. Laut Christine K., Mutter der Toten, war dies der Fall.
Der Tod der zweifachen Mutter ist bereits der vierte Suizid in einem Gefängnis des Kantons Zürichs seit Anfang Jahr. Die ungewöhnlich hohe Zahl beunruhige das Amt für Justizvollzug sehr, sagte Leiter Thomas Manhart. «Wir haben jeden Fall genau angeschaut.» Handlungsbedarf habe man dabei allerdings nicht erkannt.
Expertengutachten in Auftrag gegeben
Zum Stand des externen Fachgutachtens, das die Justizdirektion drei Wochen nach dem Tod von Alessia (†2) und Nicolas (†5) in Auftrag gegeben hatten, haben die Behörden noch keine Stellung bezogen. Es liege zwar vor, noch hätten die Betroffenen aber keine Stellung dazu genommen, sagt Benjamin Tommer, Sprecher der Direktion der Justiz und des Innern, zu Blick.ch. «Veröffentlicht wird es im Herbst.»
In einer ersten Beurteilung des Falls war die Direktion zum Schluss gekommen, dass die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) «achvollziehbar und vertretbar» gehandelt hätte. Sie hatte eine Heimplatzierung der Kinder Alessia (†2) und Nicolas (†5) angeordnet, nachdem Vater und Mutter K. im November verhaftet worden waren. Auch nach der Freilassung von Natalie K. blieben die Kinder vorläufig fremdplatziert. Als die Kinder über die Weihnachtsferien zu der Mutter durften, erstickte diese die beiden. (lha)