Nachts trauen sich Bewohner nicht überall hin
In Zürich gibt es «No-Go-Areas»

Obwohl die Zürcher ihrer Polizei im Bereich Sicherheit und Vertrauen ein gutes Zeugnis ausstellen, wagen sich nachts viele nicht an bestimmte Orte.
Publiziert: 08.12.2016 um 16:07 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 13:50 Uhr
Nicht für jedermann: Die Langstrasse wird von vielen Zürchern nachts gemieden.
Foto: KEYSTONE/Ueli Christoffel

Die Zürcher sind mit der Arbeit der Stadtpolizei weitestgehend zufrieden und fühlen sich in ihrer Stadt sicher. Das geht aus einer aktuellen Bevölkerungsumfrage hervor. Vor allem tagsüber ist das Sicherheitsgefühl hoch. 97 Prozent der Befragten gaben an, sich «eher sicher» oder «sehr sicher» zu fühlen, wenn sie alleine in Zürich unterwegs sind.

Nachts hingegen sieht es etwas anders aus. Dann fühlt sich fast jede fünfte Person unsicher oder ist aus Sicherheitsgründen gar nie alleine unterwegs. Rund die Hälfte der Stadtbewohner meidet nachts bestimmte Orte. Als eine dieser «No-Go-Areas» wird etwa die Langstrasse genannt. Allgemein wird der Stadtkreis 4 im Vergleich zu anderen Quartieren als weniger sicher eingestuft.

Die Hälfte der Zürcher meidet in der Nacht diverse Orte: Innerhalb dieser Gruppe nennen 19 Prozent die Langstrasse als «No-Go-Area».
Foto: Quelle: Stadtpolizei/Zürich

Hohes Vertrauen in die Stadtpolizei bei Ausländern

Generell haben Zürcher aber ein hohes Vertrauen in die Stadtpolizei. Auf einer Skala von 1 (sehr wenig Vertrauen) bis 10 (sehr hohes Vertrauen) geben sie im Durchschnitt die Note 8,1. Bei den befragten Ausländerinnen und Ausländern ist das Vertrauen mit 8,3 sogar noch höher. 

«Die Stadtpolizei wird in der Bevölkerung stark wahrgenommen», sagt Kommandant Daniel Blumer. «Das ist eine grosse Verantwortung.» Insgesamt kommen die Stadtpolizisten bei der Bevölkerung offenbar gut an. So werden sie von je über 80 Prozent der Befragten als hilfsbereit, kompetent und freundlich wahrgenommen. Nur eine kleine Minderheit beschreibt die Beamten als «stur», «einschüchternd» oder «arrogant». 

Zürcher offen für Bodycams

Die grundsätzlich positive Einstellung der Zürcher gegenüber der Stadtpolizei widerspiegelt sich darin, dass 92 Prozent der Ansicht sind, Gewalt gegenüber Polizisten müsse konsequent bestraft werden. 

Relativ offen sieht die Bevölkerung Videoüberwachung oder den Einsatz von sogenannten Bodycams. Die Akzeptanz hängt allerdings von den Umständen ab. So können sich die Befragten einen Einsatz bei Grossveranstaltungen, Sportanlässen und Demonstrationen vorstellen.

Verdacht auf Ethnic Profiling 

Insgesamt 60 Prozent finden es gut, wenn die Polizei Personenkontrollen durchführt – auch wenn nur ein geringer Verdacht besteht. Allerdings hat rund ein Drittel der Befragten den Eindruck, die Stadtpolizei behandle nicht alle gleich. Teilweise anders behandelt würden vor allem Ausländer, Migranten, Asylsuchende, dunkelhäutige oder ausländisch aussehende Menschen.

«Dieses Resultat ist für mich Anlass, das Korps noch verstärkt für das Prinzip der fairen und effektiven Polizeiarbeit zu sensibilisieren», erläutert Kommandant Blumer. Wenn die daraus entstehenden Fragen richtig beantwortet würden, stelle sich beispielsweise die Frage des Ethnic Profilings gar nicht mehr erst.

Die repräsentative Bevölkerungsumfrage hat das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Demoscope AG im Sommer im Auftrag der Zürcher Stadtpolizei durchgeführt. Teilgenommen haben 2282 Personen ab 15 Jahren mit Wohnsitz in der Stadt Zürich (sowohl Schweizer als auch Ausländer mit C-Aufenthaltsbewilligung). (gr)

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