Nach TV-Sendung «Aktenzeichen XY»
Schmuggelverdacht gegen Schweizer Antiquitätenhändler

Ein Schweizer Antiquitätenhändler wird auf dem Rückweg von einer Messe in Deutschland brutal überfallen. Nachdem der Fall in «Aktenzeichen XY» gezeigt wurde, muss sich nun auch das Opfer unangenehme Fragen gefallen lassen.
Publiziert: 01.10.2018 um 09:59 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 10:18 Uhr
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Brutaler Überfall: Im letzten Dezember wird ein Schweizer Antiquitätenhändler in Gailingen (D) brutal überfallen. Die drei Männer geben sich als Gesetzeshüter aus und schlagen ihr Opfer mit einer Polizeikelle zu Boden!
Foto: Screenshot ZDF
Marco Latzer

Es ist der Stoff, aus dem Krimis sind: Ein Schweizer Antiquitätenhändler (75) stellt im letzten Dezember an einer Messe in Dortmund (D) seine Ware aus. Auf dem Rückweg wird der Mann auf einem Parkplatz im deutsch-schweizerischen Grenzort Gailingen brutal überfallen.

Die drei Räuber geben sich als Polizisten aus. Als der Schweizer die Türe seines Mercedes Sprinter aufmacht, knallt ihm eine Polizeikelle auf den Kopf. Während das Opfer blutüberströmt zu Boden geht, greifen sich die Diebe wertvolle Uhren und Schmuck.

Täter weiter nicht bekannt

Der Wert der Beute liegt im sechsstelligen Bereich. Von den Tätern fehlt bis heute jede Spur. In der TV-Sendung «Aktenzeichen XY» von letzter Woche wird der Brutalo-Überfall daher detailliert nachgestellt.

Die deutschen Fahnder erhoffen sich Hinweise zu den Männern, die dem Schweizer rund 600 Kilometer weit gefolgt sind und bei der Verfolgungsfahrt geblitzt wurden.

Bloss: Bei der Recherche von BLICK kommt heraus, dass sich auch das Opfer unangenehme Fragen gefallen lassen muss.

Schon der Tatort, ein einsamer Parkplatz beim jüdischen Friedhof in Gailingen, ist aussergewöhnlich: «Wieso hielt das Opfer ausgerechnet hier, so kurz vor der Grenze, an?», fragt sich Anwohner Dieter K.* noch immer.

Opfer hat sich nie mehr gemeldet

Bei ihm klingelt der verletzte Pensionär mitten in der Nacht. Der Familienvater K. ist es auch, der Erste Hilfe leistet und den Krankenwagen ruft. «Wir haben danach nichts mehr von ihm gehört. Er hat sich nicht einmal bedankt.»

Wer ist dieser mysteriöse Händler? Dieter K. will es nicht verraten: «Er war unglaublich auf Diskretion bedacht. Das macht es im Nachhinein noch dubioser.»

Auffällig: In Tatortnähe befinden sich die Grenzübergänge nach Diessenhofen TG und Dörflingen SH. Diese sind laut Auskunft des Grenzwachtkorps unbesetzt – fixe Zollabfertigungszeiten gibt es nicht.

Für einen Händler, der mit einem Warenwert im sechsstelligen Bereich unterwegs ist, machen diese Übergänge wenig Sinn. Ausser wenn er schwarz über die grüne Grenze gehen möchte. Wollte das Opfer also Zollgebühren sparen?

Deutscher Zoll ermittelt

Dieser Verdacht bewegt offenbar auch die deutschen Ermittler: «Die Frage der Zollformalitäten ist von den Ermittlern bereits aufgegriffen worden und Gegenstand des Verfahrens», teilt Markus Sauter, Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz, mit. Nähere Angaben könne man zurzeit nicht machen.

Alfredo Longhitano, Händler antiker Uhren in Schaffhausen, weiss: «Wegen der Gebühren lohnen sich Verkäufe im Ausland gar nicht. Ein seriöser Händler kann sich so etwas nicht erlauben.» Und: Ein Schmuggelverdacht könne den Ruf über Nacht ruinieren.

Die Zurückhaltung des Überfallenen macht für ihn deshalb Sinn. «Wer mit solcher Ware handelt, muss definitiv etwas von seinem Fach verstehen», so Longhitano.

* Name geändert

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