Besitzerfamilie der Pferde ist geschockt
0:50
Nach dem Crash auf der A3:Besitzerfamilie der Pferde ist geschockt

Nach Todes-Crash mit geflohenen Rössern auf der A3
Jetzt sprechen die Pferde-Halterinnen

Zwei Pferde entkamen dem Reitstall von Familie Bosshard in Samstagern ZH und verursachten einen tödlichen Crash. Nach dem Unfall wurde der Hof heftig kritisiert. Jetzt wehren sich die Besitzer.
Publiziert: 07.02.2019 um 01:49 Uhr
|
Aktualisiert: 07.02.2019 um 10:22 Uhr
1/23
Christa Bosshard (57) und ihre Tochter Jessica (22) führen den Pferdestall, aus dem am Sonntag zwei Rösser ausgebüxt sind.
Foto: Siggi Bucher
Helena Schmid

Schon die blosse Erinnerung an den Tag des Unglücks treibt Hofpächterin Jessica Bosshard (22) die Tränen in die Augen. Sie deutet auf das eineinhalb Meter hohe Holzgatter: zwei Balken, gekreuzt, ein goldig glänzender Riegel. «Hier sind die Pferde ausgebüxt», sagt sie mit gebrochener Stimme. «Eine Tragödie, dass deshalb ein Mensch sterben musste.»

Der Unfall passierte Sonntag früh. Die Rösser Leroy und Stone brachen aus ihrem Gehege auf dem Hof von Familie Bosshard in Samstagern ZH aus. Etwa 600 Meter weiter gelangten sie auf die A3. Dort krachten sie mit einem weissen VW Passat zusammen – am Steuer sass Stjepan K.* (†53).

«Ich kann mir das nicht erklären»

Er starb noch an der Unfallstelle. Auch Leroy und Stone verloren ihr Leben – ein Schock für Familie Bosshard. «Es waren doch zwei so ruhige Rösser, ich kann mir das alles nicht erklären», so Jessica Bosshard.

Nach dem fatalen Crash wurden diverse Vorwürfe gegen den Familien-Hof laut. Das Gatter sei verbogen, die Rösser verletzten sich regelmässig daran. Das Gelände sei schmuddelig, unaufgeräumt – ein Problem. Tobias L., der seine Pferde lange Zeit dort unterstellte, bezeichnete den Reitstall sogar als «Saustall». Mehrere Bilder verdeutlichten die prekären Zustände. Der Tierschutz sprach von einem «Messie-Hof».

Bosshards wollen diese Vorwürfe aus der Welt räumen. Mutter Christa (57) sagt entschlossen: «Wir sind kein Messie-Hof!» Für einen Augenschein vor Ort lädt sie BLICK auf das Anwesen.

Neuer Zaun statt Uralt-Gehege

Nur ein weiss-grau geschecktes Pferd stolzierte gestern durch genau das Gehege, aus dem Leroy und Stone am Wochenende ausgebrochen waren. Auf früheren Bildern sah das Gehege erschreckend aus: Pneureifen lagen als Stolperfallen auf dem Boden. Zaumzeug hing über Eisengattern, die nur mit Schnüren und dünnen Ketten zusammengehalten wurden.

Nun sind die Stolperfallen verschwunden, das veraltete Gatter durch einen Holzzaun ersetzt. «Nachdem sich die Pferde am Gatter verletzt hatten, bauten wir den neuen Zaun», gibt Christa Bosshard zu.

Generell wirkt der Hof sehr aufgeräumt. Die Mutter dazu: «Klar ist es hier zwischendurch mal ein bisschen chaotisch. Aber den Tieren tut das ja nicht weh.»

Mutter, Tochter und Sohn stemmen den Hof

Fakt ist: In den vergangenen Jahren war das Veterinäramt häufiger zu Besuch. Weshalb? «Unser Hof ist mitten im Quartier. Einige Nachbarn stört das. Deshalb melden sie uns schon wegen Kleinigkeiten, wie dem Gebimmel der Rinderglocken», so Bosshard.

Seit Jahren führt die dreifache Mutter den Hof, gemeinsam mit ihren Kindern. Tochter Jessica ist für den Pferdestall verantwortlich, ihr Sohn für den Kuhstall. Alle drei arbeiten nebenbei. «Wir bemühen uns wirklich, alles gut zu stemmen», sagt Christa Bosshard und versichert: «Die Pferde sind uns wichtig.»

Die Unfallstelle: Der Unfall passierte nachts auf der A3 zwischen Richterswil ZH und Wollerau SZ.

Betreiber hadern mit dem Schicksal

Sieben Rösser betreut die Familie nach dem Tod von Leroy und Stone noch. Wie die beiden entkommen konnten, ist ihnen ein Rätsel. Tochter Jessica bekräftigt: «Ich bin mir sicher, dass das Gatter geschlossen war.» 

Die genauen Umstände klären Kantonspolizei und Staatsanwaltschaft Zürich noch ab. Für Jessica Bosshard ist die Ungewissheit unerträglich – sie hadert mit dem Schicksal: «Ich frage mich einfach, ob wir es hätten verhindern können.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?