Nach Abflauen des islamischen Extremismus
Fachstelle konzentriert sich neu auf Verschwörungstheoretiker

Weil das Phänomen des gewaltbereiten Islamismus in den Hintergrund gerückt ist, orientiert sich die Extremismusfachstelle Winterthur neu.
Publiziert: 29.09.2020 um 10:09 Uhr
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Aktualisiert: 15.10.2020 um 11:49 Uhr
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Gewaltbereiter Islamismus, in Winterthur vor allem im Zusammenhang mit der An'Nur-Moschee, war für die Stadt der Anstoss, eine Extremismusfachstelle ins Leben zu rufen.
Foto: Keystone

Bei der Extremismusfachstelle in Winterthur ZH verschiebt sich allmählich der Fokus: Hatte sie in den zwei Jahren seit ihrer Gründung vor allem den gewaltbereiten Islamismus im Visier, sind es mittlerweile auch coronabedingte Verschwörungstheoretiker.

Seit Beginn der Corona-Pandemie kursiert in den sozialen Medien eine zunehmende Zahl von Verschwörungstheorien, von Bill Gates als Urheber des Virus bis hin zur «wahren Absicht» der Schweizer Landesregierung, eine Diktatur einführen zu wollen.

Für Verantwortiche sind es nicht nur «harmlose Spinner»

Für die Fachstelle Extremismus in Winterthur ist klar, dass sich bei Menschen, die empfänglich sind für solche Theorien, eine Form des Extremismus entwickeln kann. Viele Betroffene würden sich machtlos und alleine fühlen und deshalb eine grosse Wut entwickeln.

Zu dieser Wut gehöre auch ein generelles Misstrauen in die Arbeit und in die Entscheide der Politik. Für die Fachstelle sind diese Menschen aber keineswegs nur «harmlose Spinner».

Kompetenz vermitteln

Es sei wichtig, den Menschen die Kompetenz zu vermitteln, Verschwörungstheorien richtig einzuordnen, schreibt die Fachstelle in einer Mitteilung vom Dienstag.

In nächster Zukunft müssten deshalb verschiedene Akteure aus Bildung sowie aus Sozial- und Jugendarbeit gemeinsam nach Lösungen suchen. Die Fachstelle will ihren Beitrag dazu leisten, eine neue Form von gewaltbereitem Extremismus zu verhindern.

150 Fälle seit der Gründung

Gewaltbereiter Islamismus, in Winterthur vor allem im Zusammenhang mit der An'Nur-Moschee, war für die Stadt der Anstoss, eine Extremismusfachstelle ins Leben zu rufen. Seit ihrer Gründung 2016 behandelte die Fachstelle 150 Fälle.

Das Thema Islamismus ist in jüngster Vergangenheit etwas in den Hintergrund gerückt. Dafür bekommt es die Fachstelle nun auch mit Links- und Rechtsextremismus zu tun.

Prävention in Kampfsportzentrum

Meist wenden sich Angehörige, Behörden oder Lehrpersonen an die Fachstelle, weil sie bei jemandem Veränderungen feststellen und befürchten, dass die Person sich radikalisieren könnte. Fallbeispiele aus den vergangenen zwölf Monaten sind etwa ein Master-Student, der Frauen nicht mehr die Hand schütteln wollte, oder ein Gymi-Schüler, der befürchtet, dass sein Mitschüler rechtsextrem geworden sein könnte.

Die Fachstelle betreibt aber auch Extremismus-Prävention in einem Kampfsportzentrum. In einer Winterthurer Kampfsportschule wurden in der Vergangenheit schon mehrfach Jugendliche für den Islamischen Staat (IS) rekrutiert. (SDA)

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