Mord im Altersheim Kilchberg ZH
Pflegerin hatte Schlüssel für Wohnung des Opfers

Eine Nachtschwester des Altersheims Hochweid in Kilchberg soll mit einer Kollegin eine Bewohnerin ausgeraubt und getötet haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Publiziert: 10.01.2014 um 10:55 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:54 Uhr
Das Altersheim Hochweid in Kilchberg.
Foto: Newspictures

Eine Nachtschwester des Alterszentrums soll zusammen mit einer nicht dort arbeitenden Kollegin eine Bewohnerin ausgeraubt und dabei getötet haben. Die Staatsanwaltschaft Zürich hat gegen die zwei Schweizerinnen ein Verfahren wegen vorsätzlicher Tötung und Raub eingeleitet.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November vergangenen Jahres sollen die aus Ex-Jugoslawien stammende Mitarbeiterin und ihre Komplizin in die Wohnung der 88-jährigen Seniorin eingedrungen sein. Sie hatten es auf Geld und Wertgegenstände abgesehen. Dabei gingen die zwei Frauen so brutal auf die Frau los, dass sie starb.

Zum Zeitpunkt des Tötungsdeliktes war die beschuldigte Nachtschwester nicht im Dienst. Sie hatte sich laut Ochsner am 27. Oktober krank schreiben lassen. Offensichtlich habe sie jedoch einen Schlüssel zur Wohnung des Opfers besessen.

Kein normaler Todesfall

Am Morgen wurde die Polizei alarmiert, weil das Altersheim von einem «aussergewöhnlichem Todesfall» ausging, wie Staatsanwalt Matthias Stammbach gegenüber Blick.ch sagt. Laut Hans Ulrich Meier, Stiftungsratspräsident des Altersheims, hat die Tochter die Tote entdeckt.

Die Leiche wurde obzudiert. Und weil sie danach zur Beerdigung freigegeben worden sei, sei die Heimleitung von nun an von einem «normalen Todesfall» ausgegangen.

Weiter sagt Meier, die Mitarbeiterin sei seit Anfang 2013 als Nachtschwester in der Hochweid angestellt gewesen.

Per Zufall an der Grenze erwischt

Ins Rollen kamen die Ermittlungen aber erst am Tag nach der Tat, am 11. November. Dabei half Kommissar Zufall. Denn an einem Grenzübergang tauchte das Deliktgut auf. Ein Kroate hatte es dabei, als er nach Deutschland reisen wollte. Das führte die Ermittler schliesslich zu den zwei Frauen.

Gegen den Kroaten, ein Bekannter der Frauen, wurde ein Verfahren wegen Begünstigung und Hehlerei eröffnet. Alle drei Personen sitzen nun in Untersuchungshaft. Die zwei Schweizerinnen geben laut Staatsanwalt Stammbach zu, eine Raubstraftat begangen zu haben.

«Wir sind erschüttert»

Die Leitung des Alterszentrums Hochweid in Kilchberg ZH hat mit Bestürzung auf den gewaltsamen Tod der Heimbewohnerin reagiert. «Wir sind erschüttert und sprechen den Angehörigen unser tiefstes Beileid aus», heisst es in einer Mitteilung.

Stiftungsrat und Zentrumsleitung seien sich bewusst, dass das «ausserordentlich tragische Ereignis» das Vertrauen in die Institution belasten könne. Die sofortige Nachforschung und Überprüfung aller Todesfälle im letzten Jahr hätten keine Hinweise auf weitere ungewöhnliche Vorfälle ergeben.

Auch während der Anstellung der als Täterin beschuldigten Pflegerin habe nichts auf ein deliktisches Verhalten schliessen lassen. Alle internen Abläufe würden jedoch nochmals sorgfältig überprüft. «Im Moment sehen wir keine Massnahmen, mit denen diese Tat zu verhindern gewesen wäre», schreibt das Alterszentrum.

Laut Zita Ochsner, Leiterin des Alterszentrums, war die beschuldigte Pflegerin Anfang 2013 als Nachtschwester im Hochweid eingestellt worden. Fachlich sei die 30-Jährige gut gewesen, es habe positive Rückmeldungen gegeben, wie Ochsner sagte.

Auffällig viele Diebstähle

Im vergangenen November sei es jedoch zu einer «Häufung von Diebstählen» im Heim gekommen, sagt Stiftungsratspräsident Meier. Dies sei der Polizei gemeldet worden. Von der Untersuchung der Staatsanwaltschaft hätte das Leitung des Alterszentrums bisher aber keine Kenntnis gehabt. Erst diese Woche sei man informiert worden.

Aus diesem Grund wurde auch nicht bereits im November der Bezirksrat Horgen informiert, wie dies bei Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft eigentlich nötig wäre. (lha/sas/SDA)

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