Sie hätte sich um die lungenkranke Rentnerin Irs J.* (†88) kümmern sollen. Doch Heimpflegerin Svetlana S.* (30) hatte anderes im Sinn: Von Geldgier getrieben, verschaffte sie sich in der Nacht auf den 10. November 2013 Zutritt in die Zweizimmerwohnung der Betagten. Am nächsten Morgen war die Rentnerin tot.
Laut Anklage war alles genau geplant: Die Pflegerin besorgte sich einen Passepartout-Schlüssel für die Wohnung im Altersheim Hochweid in Kilchberg ZH. In Freundin Manuela S.* fand sie eine Komplizin. In dunkler Kleidung und mit Einweghandschuhen geschützt überrumpelte das Räuber-Duo die wehrlose Rentnerin in ihrem Schlafzimmer.
Sie nahmen den Tod «in Kauf»
Pflegerin S. hielt das Opfer an Beinen und Armen fest, während ihre Komplizin der alten Frau ein Tuch mit flüssigem Gift gegen Mund und Nase drückte. Rentnerin J. erstickte.
Mit 3000 Franken Bargeld, Schmuck und einer Bankkarte machten sich die zwei mutmasslichen Killerinnen aus dem Staub.
Das Duo agierte «skrupellos», tötete aus «Habgier» und nahm den Tod der Betagten «in Kauf», heisst es in der Anklageschrift. Vor dem Bezirksgericht Horgen müssen sich die beiden Frauen seit heute wegen Mordes verantworten. Kurz vor Prozessbeginn hat Staatsanwalt Matthias Stammbach zudem einen Eventualantrag auf einen Schuldspruch wegen fahrlässiger Tötung nachgereicht. Den Strafantrag will er erst an der Hauptverhandlung bekanntgeben.
Die Verteidiger der beiden Schweizerinnen weisen die Mordanklage dezidiert zurück. Während Manuela S. die Tat eingestanden hat, zog die hauptbeschuldigte Pflegerin ihr Geständnis später wieder zurück. Ihr Rechtsvertreter erwägt einen Antrag auf Freispruch.
Hauptbeschuldigte in Widersprüche verstrickt
Am ersten Prozesstag hinterliess die Hauptbeschuldigte einen zwiespältigen Eindruck. Sie habe «ein wunderbares Leben» gehabt, bis sie ihren letzten Freund kennengelernt habe, sagte die 30-Jährige. Dies stand in diametralem Widerspruch zu Aussagen, die sie im Ermittlungsverfahren gemacht hatte. Damals hatte sie sich als «schwer unter elterlichem Druck stehend» beschrieben. Sie sei das «schwarze Schaf» der Familie gewesen.
Immer wieder erweckte das Aussageverhalten der Frau Zweifel am Wahrheitsgehalt ihrer Schilderungen.
Die zweite Beschuldigte, die zuletzt als Kiosk-Verkäuferin gearbeitet hatte, wirkte authentischer. Gemäss ihren Schilderungen war ihr Leben ein einziges Chaos, in dem Gewalt und sexuelle Übergriffe immer wieder eine Rolle spielten. Die junge Frau befindet sich bereits im vorgezogenen Strafvollzug und absolviert eine Therapie.
Der Prozess ist auf mehrere Tage angesetzt. Das Urteil wird am 27. November eröffnet.
(mad/sda)