Dieser Brief machte Monika Bauer (73) stutzig: Ende April erhielt die Zürcherin eine Rechnung für angeblich verlegte Glasfaserkabel. 69 Franken soll sie der wTell GmbH aus Pfäffikon SZ zahlen. Eine fiese Abzocke.
Das Perfide: Vor zwei Jahren verlegten die Elektrizitätswerke Zürich tatsächlich Glasfaserkabel im Quartier. «Ich dachte im ersten Moment, dass die Rechnung damit zusammenhängt», sagt sie zu BLICK. Dabei habe sie kein Glasfaserkabel. «Ich empfange Fernsehen über Satellit.»
In der Aufmachung kommt die Rechnung professionell daher: Firmenlogo, Rechnungs- und Kundennummer, Einzahlungsschein – sogar acht Prozent Mehrwertsteuer werden verrechnet.
Die Rechnung sei zu zahlen
Doch auf den Kopf gefallen ist die Rentnerin nicht. Sie zeigt die Rechnung ihrem Sohn – und dieser meldet sich bei wTell. Dort sagt man ihm, der Betrag sei zu bezahlen. Monika Bauer weigert sich. Seit dreissig Jahren wohne sie in ihrer Genossenschaftswohnung – doch sowas sei ihr noch nie passiert.
Noch grotesker wird es, als BLICK die Firma wTell zu kontaktieren versucht. Auf deren Anrufbeantworter sagt eine Stimme mit Akzent: «Die Rechnung ist ein Test. Wir wollen schauen, wie viele Menschen es sich in der Schweiz leisten können, 69 Franken zu bezahlen.» Dreister geht es nicht.
Später meldet sich der im Handelsregister als Inhaber eingetragene Robert Milicevic doch noch persönlich. «Bei diesen Rechnungen handelt es sich um einen Jugendstreich eines Mitarbeiters.» Dieser habe 116 solcher Rechnungen verschickt. Er möchte sich bei den Betroffenen entschuldigen, sagt Milicevic.
Seco überprüft wTell GmbH
Der «Jugendstreich» hat aber ein Nachspiel. Dem Konsumentenforum liegen mehrere Beschwerden vor. «Dass eine Schweizer Firma in grossem Stil falsche Rechnungen verschickt, haben wir noch nie gesehen», sagt Rechtsberater Christian Torrado (26). Nun hat sich das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) eingeschaltet: «Wir werden rechtliche Schritte einleiten.» Wie genau, klärt das Seco noch ab.
Wer von Firmen wie wTell eine falsche Rechnung erhält, kann sie wegschmeissen. Oder besser: Beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) eine Beschwerde einreichen – je mehr zusammenkommen, desto eher kann das Seco dagegen vorgehen.
Das Konsumentenforum empfiehlt, auch bei der Polizei Anzeige zu erstatten. Zwar sei in diesem Fall der Tatbestand des Betrugs knapp nicht erreicht. Doch helfe eine Anzeige den Behörden, das Ausmass besser abzuschätzen. Wer bezahlt hat, kann das Geld bei wTell zurückfordern. Zahlt die Firma nicht, sollte man sie betreiben.
Wer von Firmen wie wTell eine falsche Rechnung erhält, kann sie wegschmeissen. Oder besser: Beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) eine Beschwerde einreichen – je mehr zusammenkommen, desto eher kann das Seco dagegen vorgehen.
Das Konsumentenforum empfiehlt, auch bei der Polizei Anzeige zu erstatten. Zwar sei in diesem Fall der Tatbestand des Betrugs knapp nicht erreicht. Doch helfe eine Anzeige den Behörden, das Ausmass besser abzuschätzen. Wer bezahlt hat, kann das Geld bei wTell zurückfordern. Zahlt die Firma nicht, sollte man sie betreiben.
Gegen wTell vorgehen wird auch das Eidgenössisches Institut für Geistiges Eigentum. Nicht wegen des Namens, sondern weil die Firma als Logo ein Schild mit Schweizer Wappen verwendet. Damit verstösst sie gegen das Wappenschutzgesetz.