Statt «Zürich-Kloten» hätte der wichtigste Schweizer Flughafen beinahe «Bern-Utzenstorf» geheissen. Denn die Zürcher, mit dem Flugplatz Dübendorf bereits früh an den internationalen Luftverkehr angeschlossen, waren zuerst gar nicht so erpicht darauf, einen anderen Standort für einen grösseren Flughafen zu suchen.
Als alternativen Standort hatte der Bundesrat in den 1940er-Jahren die nördlich der Stadt Bern gelegene Gemeinde Utzenstorf ausgemacht. Die Pläne für den Bau eines Flughafens dort waren schon relativ weit fortgeschritten, als sich der Bundesrat im Februar 1945 dann doch noch für Zürich entschied.
Aus heutiger Sicht undenkbar
Grund dafür war unter anderem, dass dem Berner Flughafen relativ viel Ackerland zum Opfer gefallen wäre. Das missfiel insbesondere den Bauern, kam aber wahrscheinlich auch in breiteren Bevölkerungskreisen, die noch unter dem Eindruck von Anbauschlacht und kriegsbedingter Mangelwirtschaft standen, schlecht an.
Für «Zürich-Kloten» hingegen musste vorwiegend aus landwirtschaftlicher Sicht weitgehend wertloses Sumpfgebiet geopfert werden – aus heutiger Sicht natürlich undenkbar. Bei der Behandlung des Geschäfts im Zürcher Kantonsrat im Februar 1946 lobte der Bauernvertreter Emil Graf aus Kilchberg ZH die Standortwahl, weil dafür «sehr wenig Kulturland beansprucht werde».
Vom Militär als Waffenplatz genutzt
Der Bau des Flughafens an sich war wenig umstritten. «Nachdem wir nicht am Meer liegen, ist der Anschluss an das Luftmeer umso wichtiger», sagte Kantonsrat Graf. Bei den Zürcher Stimmberechtigten fand das Vorhaben im Mai 1946 eine komfortable Mehrheit. Nur gerade zwei Monate später fuhren die Bagger auf und verwandelten das zuvor vom Militär als Waffenplatz genutzte Moorgebiet in den offiziellen Schweizer Interkontinentalflughafen.
Inoffiziell gab es nämlich bereits einen solchen: Ab April 1946 konnten Passagiere von Genf aus mit einer Douglas DC-4 der Trans World Airlines nach New York fliegen. Der Flughafen Zürich nahm schliesslich im November 1948 den Betrieb auf. (SDA/bra)