Das Foto zeigt Meri K.* († 29). Eine hübsche junge Frau und Mutter. Die Eritreerin kam vor sechs Jahren in die Schweiz. In Zürich- Wollishofen baute sie sich mit Ehemann (31) und Tochter (9) ein neues Leben auf. Die Zukunft lag vor ihr.
Jetzt ist Meri tot. Sie stürzte am Mittwoch beim Bahnhof Wollishofen aus einem Tram der Linie 7. Kurz darauf starb sie an den schweren Kopfverletzungen. Zeugen wollen gesehen haben, wie ein Mann sie aus dem Waggon gestossen hat.
Die Stadtpolizei Zürich will jedoch noch nicht von einem Verbrechen reden. Sie ermittelt fieberhaft und sucht weitere Zeugen. Sprecher Marco Cortesi: «Die Frau kann auch gestolpert sein. Oder ist aus medizinischen Gründen umgefallen und aus dem Wagen gestürzt.»
Am Unglücksort legten Freunde gestern Blumen nieder, Kerzen brannten. Arbeitskolleginnen bringen Fotos und Kondolenzschreiben, versuchen, das Unfassbare zu verarbeiten. Sie weinen, umarmen sich, trösten einander und fragen immer wieder: «Warum?»
Erst vor sieben Monaten ging für Meri K. ein Traum in Erfüllung: Sie bekam die B-Bewilligung und durfte arbeiten. Schnell fand sie eine Stelle als Praktikantin in der Kinderkrippe Montessori in Zürich- Enge.
Ihr Arbeitsplatz liegt nur zwei Tramstationen vom Unglücksort entfernt, wo sie Kleinkinder betreute. «Das Praktikum gab ihr eine Perspektive», sagt Schulleiterin Daphne Bachmann (51). Auch sie weint. «Sie wollte unbedingt arbeiten und hat alles dafür gemacht. Meri sprach gut Deutsch und machte einen ausgezeichneten Job. Alle hier haben sie sehr geliebt.»
Tränen fliessen auch im Gemeinschaftszentrum der reformierten Kirche in Wollishofen. Hier versammelten sich gestern Meris Freunde – meist Eritreer. Sie kamen aus der ganzen Schweiz, um Mann und Tochter Trost zu spenden. Neben der Trauer beschäftigt alle die schreckliche Frage: Wurde Meri aus dem Tram gestossen? Wer könnte so etwas tun? War es ein Unfall? Ein Verbrechen?
«Wir hoffen, dass die Polizei schnell Klarheit schafft», sagen sie. Dann fliessen wieder Tränen.