Es ist Freitag kurz vor 15 Uhr. Markus Bonicatto sitzt in der S-Bahn von Zürich nach Wallisellen, als er plötzlich von mehreren Beamten umstellt wird. Noch während der Fahrt und vor allen anderen Passagieren wird der 48-Jährige festgenommen und in Handschellen aus dem Zug gezerrt. «Es war eine riesige Demütigung», sagt Bonicatto zu BLICK. Dabei hat sich der Zürcher überhaupt nichts zuschulden kommen lassen.
Verhängnisvolles Tränen-Tattoo
Seit vergangenem Mittwoch suchen die Ermittler fieberhaft nach dem ausgebrochenen Baby-Quäler Denis C. (32). Er war aus der Akutabteilung der integrierten Psychiatrie in der Schlossklinik Winterthur abgehauen (BLICK berichtete). Die Polizei beschreibt den Gesuchten etwa 181 cm gross, von schlanker Statur und braunhaarig. Das auffälligste Merkmal ist jedoch ein Tränen-Tattoo unterhalb des rechten Auges.
Der Steckbrief könnte auf den ersten Blick auch zu Markus Bonicatto gehören. Sogar die tätowierte Tränen liegt am genau gleichen Ort. Und genau das macht sein Leben momentan zur Hölle. Schon vor dem Polizei-Einsatz in der S-Bahn wurde Bonicatto bereits am Freitagvormittag von Einsatzkräften angehalten und überprüft. Dort konnte die Verwechslung aber noch rasch aufgeklärt werden.
Am Abend folgt für Bonicatto dann der traurige Tiefpunkt des Tages: «Von drei jugendlichen Mädchen, die mich ebenfalls erkannt haben wollen, wurde ich angespuckt und beschimpft. Sie sagten, ich sei ein dreckiger Hund und ein Kinderschänder!»
Dabei wünscht sich Markus Bonicatto nichts mehr, als dass der Gesuchte endlich wieder geschnappt wird. «Es ist schrecklich, für den Doppelgänger eines solchen Verbrechers gehalten zu werden. Das macht mich wütend.» Bonicatto hat selber eine 18-jährige Tochter. «Gewalt gegen Frauen und Kinder sind für mich ein absolutes No-Go.»
Ausweis hilft bei Verwechslungen
Das Tränen-Tattoo unter seinem rechten Auge bereut Bonicatto in diesen Tagen noch mehr, als ohnehin schon. «Es ist eine Jugendsünde. Ich habe es schon seit über 30 Jahren.»
Bei der Kantonspolizei Zürich will man auf Anfrage von BLICK nichts zum derzeitigen Ermittlungsstand im Fall des verschwundenen Denis C. sagen. Dass es auf der Suche nach dem Verbrecher für Markus Bonicatto zu mehreren unangenehmen Verwechslungen gekommen ist, sei zwar bedauerlich, lasse sich aber nicht verhindern. Sprecher Ralph Hirt rät ganz allgemein: «Wer das Gefühl hat, dass er einer gesuchten Person ähnlich sieht, sollte auf jeden Fall immer einen Ausweis auf sich tragen. Dann lassen sich Verwechslungen jeweils rasch aufklären.»
Markus Bonicatto nützt das nach dem Erlebten wenig. Er will nun erstmal Zuhause bleiben. «Bis die Polizei den Gesuchten geschnappt hat, gehe ich nur noch raus, wenns wirklich sein muss.»
Von Jan Krumnacker
Denis C. (32) befindet sich seit Mittwoch auf der Flucht. «Der Häftling war als Akut-Patient in der psychiatrischen Klinik Schlosstal untergebracht», bestätigt Rebecca de Silva, Sprecherin des Zürcher Amts für Justizvollzug, auf Anfrage von BLICK.
«Er wurde nach den üblichen Standards betreut, die bei Patienten mit Selbstmordabsichten zur Anwendung kommen», so de Silva weiter. Jedoch räumt die Sprecherin ein: «Er wurde in Absprache mit den Appenzeller Behörden nicht speziell bewacht.»
Unbemerkt gelang es dem Baby-Schänder die Psychiatrie zu verlassen. «Wie bei jedem kritischen Zwischenfall, werden wir das Vorgehen nach diesem Vorfall überprüfen und gegebenenfalls Änderungen vornehmen», sagt de Silva. «Wir sind schon jetzt mit der Aufarbeitung des Falls beschäftigt.»
Von Jan Krumnacker
Denis C. (32) befindet sich seit Mittwoch auf der Flucht. «Der Häftling war als Akut-Patient in der psychiatrischen Klinik Schlosstal untergebracht», bestätigt Rebecca de Silva, Sprecherin des Zürcher Amts für Justizvollzug, auf Anfrage von BLICK.
«Er wurde nach den üblichen Standards betreut, die bei Patienten mit Selbstmordabsichten zur Anwendung kommen», so de Silva weiter. Jedoch räumt die Sprecherin ein: «Er wurde in Absprache mit den Appenzeller Behörden nicht speziell bewacht.»
Unbemerkt gelang es dem Baby-Schänder die Psychiatrie zu verlassen. «Wie bei jedem kritischen Zwischenfall, werden wir das Vorgehen nach diesem Vorfall überprüfen und gegebenenfalls Änderungen vornehmen», sagt de Silva. «Wir sind schon jetzt mit der Aufarbeitung des Falls beschäftigt.»