Am Sonntagabend kenterte ein Gummiboot bei Hemishofen SH auf dem Rhein, nachdem es mit Wiffe Nummer 53 kollidierte – einem Schiffssignalzeichen auf einem Holzpfahl. Die Bootsführerin, eine 29-jährige Deutsche, konnte sich zunächst am Boot festhalten und sich dann ans Ufer retten. Weniger Glück hatte ihr Begleiter: Der 25-jährige Schweizer ertrank.
Nach einer 45-minütigen Suche fanden ihn Retter bei der Wiffe Nummer 62 – mehrere hundert Meter flussabwärts. Jede Hilfe kam zu spät.
Private halfen bei der Suche mit
Augenzeugin Monika Vogelsanger (48) aus Etzwilen TG war zur selben Zeit auf diesem Rheinabschnitt mit anderen Leuten auf dem Boot unterwegs. «Als wir hörten, dass jemand vermisst wird, halfen wir mit, die Wiffen abzusuchen.»
Es sei ein Durcheinander gewesen, weil nicht klar war, wie viele Personen vermisst wurden, und es zuerst geheissen habe, dass sie nach einem Bub Ausschau halten sollten – was sich dann als Irrtum herausstellte. «Später sahen wir, dass der vermisste Mann gefunden wurde. Wir mussten zusehen, wie die Retter vergeblich versuchten, ihn zu reanimieren.» Noch immer sei sie schockiert. «Es ist tragisch. Auch, dass der Mann noch so jung war.»
Monika Vogelsanger ist in der Region aufgewachsen, sie sei ein «Rhein-Kind» – dennoch fürchte sie sich ein wenig vor den Wiffen. «Die sind heimtückisch. Wenn es das Boot mal herumwickelt, bringt man es mit blosser Kraft nicht mehr weg.» Als regelmässige Bootsfahrerin habe sie diesen Sommer besonders viele Unfälle beobachtet. «Dieses Jahr kollidierten viele mit den Wiffen. Ein Weidling ist sogar an einer zerbrochen.»
«Nicht erstaunlich, bei allem, was man hier so sieht»
Auch die Dorfbewohner von Hemishofen sind sich einig: Die vielen Spass-Böötler würden die Gefahren unterschätzen und achteten zu wenig auf die Kursschiffe. Deborah Trachsler (48) wohnt wenige Meter vom Rheinufer entfernt. Sie erzählt: «An einem schönen Sonntag hupt das Kursschiff unentwegt, weil immer wieder Gummiböötler im Weg sind.»
Es sei erstaunlich, dass nicht noch mehr Unfälle passieren. «Jede Saison gibt es etwa zwei grössere Unfälle. Dass hier die Retter den Rhein absuchen, ist für uns schon fast normal – aber auch nicht erstaunlich, bei all dem, was man so sieht.» Besonders schlimm findet sie, wenn die Freizeitböötler Alkohol intus hätten.
Abstand von Wiffen und Schiffen
Auch Patrick Caprez, Mediensprecher der Kantonspolizei Schaffhausen, warnt vor den Gefahren auf dem Rhein. «Immer Abstand von Wiffen und Schiffen halten. Die Kraft des Wassers, das gegen die Wiffen drückt, ist nicht zu unterschätzen.» Und er erinnert an die Regeln: «Die grüne Seite zeigt an, dass hier die Rinne für die Kursschifffahrt ist. Die weisse Seite ist für die Gummiboote.»