Sein Gesicht ist immer noch geschwollen. Die rechte Backe ist grün-gelb verfärbt. Luca M.* (6) aus Illnau ZH wurde vergangenen Dienstag übel mitgespielt: Der Kindergärtler sei auf dem Heimweg brutal verprügelt worden, sagt seine Mutter Manuela M.* (38) zu Blick. Ein Jugendlicher habe ihn mehrmals ins Gesicht gekickt und ihren Bub verletzt im Feld liegen gelassen, wo er von einer Passantin aufgesammelt wurde.
Das Mami ist fassungslos: «Der Täter trat mit so einer Brutalität zu, dass meinem Sohn Zähne ausfielen.» Dass so etwas hier im Dorf passieren könne, hätte sie nie gedacht.
«Ich sagte noch ‹stopp›, aber er machte einfach weiter»
Passiert sei der Vorfall am Abend. Luca M. läuft allein die zehn Minuten von seinem Hort, der sich im Primarschulhaus befindet, über einen Feldweg nach Hause. Da soll sich von hinten ein Jugendlicher auf einem E-Scooter genähert haben. «Er hielt an und fragte mich, wie ich heisse», erzählt der Bub. «Dann fragte er, ob ich wisse, wie er heisse. Ich sagte Nein, da schlug er zu.»
Immer wieder soll der Unbekannte mit den Schuhen gegen das Gesicht des kleinen Jungen getreten haben. «Wie viel Mal weiss ich nicht genau, aber sicher mehr als dreimal. Ich sagte noch stopp, er soll aufhören, aber er machte einfach weiter», so Luca. «Und dann fiel ich in die Wiese, wo er nochmals zutrat.»
Passantin kümmerte sich um blutüberströmten Bub
Der Täter habe einen rot-weissen Kapuzenpulli angehabt und habe sich diesen zusätzlich über den Mund gezogen, deshalb könne sich Luca nicht mehr an das Gesicht seines Peinigers erinnern. Der Bub zu Blick: «Ich weiss nur noch, dass die Schläge sehr lange gedauert haben.»
Manuela M. ist ganz aufgelöst. «Wie kann man einem kleinen Kind nur so was antun?», fragt sie empört. «Wir verstehen die Welt nicht mehr.» Sie sei am Dienstagabend ihrem Sohn entgegengelaufen, als plötzlich eine unbekannte Frau mit dem blutüberströmten Luca an der Hand daherkam. «Ich war total schockiert, als ich meinen blutenden Sohn sah, und die Frau erzählte, wie sie gesehen habe, dass er von einem Jugendlichen verprügelt wurde.»
Eine weitere Zeugin sei dann auch zu ihnen geeilt und habe die Geschichte bestätigt. «Ich brachte Luca nach Hause und wischte erst einmal das ganze Blut ab. Es kam klumpenweise aus dem Mund. Dann rief ich die Polizei, und später gingen wir ins Spital.» Dort konnten schwerere Verletzungen ausgeschlossen werden, doch Luca trug von der Attacke eine Hirnerschütterung davon. «Und ein paar Tage später mussten wir beim Zahnarzt röntgen gehen. Ein Zahn ist abgebrochen, und ein Milchzahn, der vorher noch nicht gewackelt hatte, hängt zudem jetzt nur noch an einem Faden und fällt bald aus.»
«Luca war zur falschen Zeit am falschen Ort»
Manuela M. wendet sich an den Blick, weil sie einen Wunsch hat: «Wir möchten die Helferinnen finden, deren Namen ich leider nicht kenne. Und ich wünsche mir, dass sich der Täter selber stellt oder ihn die Polizei rasch findet.» Die Polizei sucht die Zeuginnen ebenfalls.
Die Wut auf den Täter sei gross, aber: «Vielleicht wird er zu Hause auch geschlagen und suchte sich deshalb ebenfalls ein kleineres Opfer, um seinen Frust herauszulassen.» Anders könne sie sich den Vorfall nicht erklären. «Der Täter wollte sich abreagieren, und Luca war zur falschen Zeit am falschen Ort.»
Sie mache sich schwere Vorwürfe, dass sie ihrem Sohn nur entgegenlief, ihn aber nicht ganz beim Hort abholte. «Das mache ich jetzt natürlich jeden Tag. Mein Sohn hat seither sowieso Angst im Dunkeln. Er fürchtet sich sehr, dass der ‹böse Bub› zurückkommt.» Luca gehe demnächst in eine Trauma-Besprechung, um den Vorfall zu verarbeiten.
Im Dorf hat die Geschichte unter den Schulkindern schon die Runde gemacht. Laut Blick-Recherchen sei manchmal eine «Scootergang» aus dem benachbarten Effretikon in Illnau auf dem Pausenplatz und suche dort Stress. «Sie suchen hier Opfer», sagt ein Teenager aus Illnau zu Blick. «Ich wurde auch schon mal fast eines.»
* Name geändert
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