Der Grossbrand von Hinwil ZH Anfang März war kilometerweit zu sehen: Eine riesige Rauchsäule stieg in den Himmel, zeugte vom Drama, das sich im Fabrikgebäude der Bührer Traktorenfabrik abspielte. Das Feuer legte alles in Schutt und Asche. Diverse Geschäfte waren betroffen, darunter Garagen oder auch ein Massagestudio.
Am Tag der Brandkatastrophe klingelte das Telefon von Michel Eichenberger, Verwaltungsratspräsident der Bührer Traktorenfabrik, wie der dem «Zürcher Oberländer» erzählt. «Ein Kollege rief mich ins Homeoffice an und sagte: ‹Michel, es brennt bei uns.› Ich konnte und wollte das nicht glauben.»
Flammen verschonen den wichtigsten Teil
Doch ein Blick auf die Newsportale bestätigte ihm: Es brennt – und zwar gewaltig. Eichenberger ist zuerst geschockt, dann vor allem traurig. In der Bührer-Fabrik, in der bis 1978 Traktoren hergestellt wurden, befinden sich nicht nur seltene, teils einmalige Teile und Fahrzeuge, sondern auch Hunderte Pläne und Zeichnungen. Einige davon gehen bis ins Jahr 1940 zurück. Zur Zeitung sagt er: «Ich war sicher, dass wir all das in den Flammen verloren hatten. 92 Jahre Betrieb, auf einen Schlag ausgelöscht.»
An diesem Mittwochabend schafft es die Feuerwehr, Herr über die Flammen zu werden. Jetzt wird das Ausmass der Zerstörung erst sichtbar – und oh Wunder, das Feuer hat einige Bereiche verschont. Und zwar genau den Teil, in dem alle Pläne und Teile lagern, wie Eichenberger zum «Zürcher Oberländer» sagt.
Pläne und Ersatzteile sind alle noch da
Damit wird auch klar: Die Traditionsfirma bleibt weiter bestehen. Denn im Archiv im – von den Flammen verschonten – Obergeschoss sind die Fahrzeug- und Teilelisten gelagert, im Keller vor allem die Konstruktionspläne, Stücklisten, Zeichnungen und knapp 25'000 verschiedene Ersatzteile. All das blieb von den Flammen weitgehend verschont. Einzig Rauch, Russ und Feuchtigkeit machten den Teilen zu schaffen, die aber wieder gereinigt werden können.
Hätten die Flammen diesen Teil nicht verschont, es hätte das Aus für die Traditionsfirma bedeutet. Oder wie Eichenberger gegenüber dem «Zürcher Oberländer» erklärt: «Ohne Pläne bringen uns die Teile nichts, ohne Teile sind die Pläne nicht von Nutzen.»
Noch immer unklar ist, warum der Brand ausgebrochen ist. Branddetektive untersuchen die niedergebrannten Hallen. Der Schaden geht in die Millionen. (neo)