Leupi wehrt sich gegen Doppelmoral-Vorwurf
«Habe kein Millionenerbe»

Der Zürcher Grünen-Stadtrat Daniel Leupi nahm gestern Stellung zu den Vorwürfen in Bezug auf seine Wohnung, die er für 5000 Franken vermietet. Der hohe Mietzins sei Folge von massiven Kostenüberschreitungen beim Umbau.
Publiziert: 31.05.2018 um 10:17 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 02:15 Uhr
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Stadtrat Daniel Leupi setzt sich als Vorsteher des Finanzdepartements für günstiges Wohnen ein.
Foto: Patrick Huerlimann

Nachdem der SonntagsBlick publik gemacht hatte, dass der Zürcher Stadtrat Daniel Leupi (52) mehr als 5000 Franken Miete für eine 5½-Zimmer-Wohnung in Wollishofen vermieten will, muss sich der grüne Finanzvorsteher Doppelmoral vorwerfen lassen (BLICK berichtete). Denn als Politiker weibelt Leupi für bezahlbaren Wohnraum, eines der Kernthemen der Stadtzürcher Partei.

Aus zwei Wohnungen drei gemacht

Gestern Abend erklärte sich Leupi in der Sitzung des Zürcher Gemeinderats erstmals öffentlich. «Ja, der Mietzins ist hoch, das kann sich nicht jedermann leisten», sagte er laut «Tages-Anzeiger». Doch es ginge nicht darum, ordentlich Kasse zu machen – die hohe Miete lasse sich erklären: Seine Frau und er hätten das Haus 2002 gekauft. «Ich habe dafür Mittel aus meiner Pensionskasse herausgelöst.»

Bei der Totalsanierung und dem Umbau – er habe aus zwei Wohnungen drei gemacht – sei es zu «massiven Kostenüberschreitungen» und daher zu einer «hohen Hypothekarverschuldung» gekommen. «Wenn ich mir etwas vorwerfen lassen muss, dann den Umstand, dass es zur massiven Kostenüberschreitung kam und dass ich das nicht mit einem eigenen Millionenerbe ausbügeln konnte», fügte er ironisch an.

Den Vorwurf der Doppelmoral wies Leupi energisch zurück: Er habe sich immer für Vielfalt, auch in Sachen Wohnraum in Zürich, eingesetzt und nie private Hauseigentümer an den Pranger gestellt.

Grüne gegen «Abzocker-Mieten»

Anders sein Stadtzürcher Parteichef. Am 18. Februar, mitten im Zürcher Wahlkampf, twitterte Grünen-Präsident Felix Moser (49): «SVP und GLP stört es nicht, wenn die Immo-Haie machen dürfen, was sie wollen. Und eine Familienwohnung für 3400 bis 3600 Fr. sei ja ganz okay. Wer zahlbare Wohnungen will und gegen Abzocker-Mieten ist, wählt darum Grüne.»

So äusserte sich der Stadtzürcher Grünen-Präsident Felix Moser über «Abzocker-Mieten» im Februar 2018.
Foto: Twitter @felix_moser

Da kann sich die bürgerliche Opposition einen Seitenhieb nicht verkneifen: «Wählerinnen und Wähler, welche im März Grüne wählten, müssen sich total verschaukelt vorkommen», so SVP-Politiker Mauro Tuena (46). Vor den Wahlen sei eine Miete von 3400 Franken noch Abzocke gewesen. «Kaum sind die Wahlen vorbei, sieht die Realität ganz anders aus», stichelt er. «Aus der Logik von Felix Moser sitzen die abzockenden Immobilienhaie offensichtlich in den grünen Reihen.»

Leupi stellte gestern klar, dass er sich auch weiterhin für günstigen Wohnraum in der Stadt einsetzen werde. Weitere Angaben zu seiner Wohnung werde er nicht machen. «Das wars, was Sie von mir zu diesem Thema erfahren.» (sf)

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