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Lehrling Yves (†15) in Dietikon ZH von Betonplatte erschlagen
Eltern machen Baufirma Vorwürfe

Sie müssen das Schlimmste erleben, was Eltern passieren kann. Nicole und Christian Radakovits haben ihren Sohn Yves (†15) bei dem Arbeitsunfall in Dietikon verloren. In tiefer Trauer stellen sie der Firma offensichtliche Fragen.
Publiziert: 06.12.2019 um 20:35 Uhr
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Aktualisiert: 06.12.2019 um 20:39 Uhr
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Yves Radakovits (†15) im letzten Sommer. Im August hat er bei der Dietiker Firma seine Lehre begonnen. Er starb auf der Baustelle, weil eine Betonplatte unkontrolliert auf ihn stürzte.
Foto: zvg
Beat Michel

Die Tragödie nimmt am Donnerstag kurz nach 10.30 Uhr ihren Lauf. Lehrling Yves Radakovits (†15), seit August in der Ausbildung, ist auf der Baustelle an der Badenerstrasse in Dietikon ZH mit Abspitzarbeiten beschäftigt. Hinter ihm stehen senkrecht vier Betonelemente.

Jedes der über zwei Tonnen schweren Teile besteht aus zwei Betonplatten, die miteinander durch Armierungseisen verbunden sind. Die Baufirma setzt sie ein, um die senkrechten Erdwälle rund um die Baustelle zu fixieren. Die Zwischenräume werden nach dem Positionieren mit Beton gefüllt.

Verheerender Dominoeffekt

Weil für den kleinen Kran diese Platten zu schwer sind, nehmen die Bauarbeiter den Bagger für den Transport. Das Unglück passiert, kurz nachdem die Baumaschine ein Element anhebt. Gleich vier der Betonelemente kippen um. Eines davon begräbt den Lehrling unter sich. Er hat keine Chance, stirbt unter der schweren Last.

Mutter Nicole Radakovits ist am Boden zerstört. «Es ist jetzt das Schlimmste passiert, was einer Mutter passieren kann. Mein Sohn ist gestorben.» Sie sagt: «Wir wollen wissen, warum so ein Unfall passieren kann.»

Auch Vater Christian Radakovits ist untröstlich: «Warum musste unser Sohn sterben?» Er macht der Dietiker Baufirma schwere Vorwürfe, nachdem er die Baustelle mit der Familie besucht hat. «Da ist doch jemand auf der Baustelle für die Sicherheit verantwortlich. Wieso arbeitete mein Sohn in Reichweite von den senkrecht stehenden Betonplatten?» Er habe selber auf Baustellen gearbeitet und kenne sich deshalb aus. «Wir wollen eine Untersuchung. Ein Lehrling darf doch nicht in der Gefahrenzone arbeiten. Er kann das doch noch gar nicht beurteilen.»

Baustelle stillgelegt, Anwohner fassungslos

Am Freitag ist die Baustelle stillgelegt. Die Trauerfamilie hat Blumen und Kerzen deponiert. Anwohner und Bauarbeiter der zahlreichen benachbarten Baustellen in Dietikon kommen zur Unfallstelle und betrachten fassungslos die beschädigte Betonplatte und den Bagger. Alle sind sich einig. Das hätte nicht passieren dürfen.

Die betroffene Baufirma will sich zu dem Unfall nicht äussern. BLICK trifft den verantwortlichen Polier am Donnerstagabend bei der Baustelle. «Ich stehe noch unter Schock. Ich kann nichts sagen», sagt er. Der genaue Unfallhergang wird nun von der Kantonspolizei Zürich mit der zuständigen Staatsanwaltschaft genau untersucht. Für den Lehrling Yves kommen allfällige Erkenntnisse leider zu spät.

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