Die ehemalige Zürcher Stadträtin und Ständerätin hat die Frauen-, Sozial- und Drogenpolitik weit über die Stadt- und Kantonsgrenzen hinaus geprägt. Von 1970 bis 1994 gehörte sie dem Zürcher Stadtrat an und war Vorsteherin des Sozialdepartements. Von 1978 bis 1983 vertrat sie den Kanton Zürich auch im Ständerat, wo sie sich für die Sozialpolitik, den Konsumentenschutz und die Gleichstellung einsetzte.
Lieberherr wurde am 14. Oktober 1924 in Erstfeld UR als Tochter eines Eisenbahners geboren. Ende der 1950er-Jahre promovierte sie auf dem zweiten Bildungsweg an der Uni Bern als Ökonomin. Sie war eine Vorkämpferin für das Frauenstimmrecht und eine Pionierin in verschiedenen politischen Ämtern.
Nach dem Studium verbrachte sie rund zweieinhalb Jahre in den USA, wo sie unter anderem als Hauslehrerin der Kinder des Schauspielers Henry Fonda (1905–1982) arbeitete.
1970 – noch vor Einführung des Frauenstimmrechts auf nationaler Ebene – wurde die Sozialdemokratin als erste Frau überhaupt in die Zürcher Stadtregierung gewählt. 1976 wurde sie erste Präsidentin der Eidgenössischen Frauenkommission, und als erste Zürcher Frau zog sie in den Ständerat ein.
Ihre harte Haltung gegenüber der Jugendbewegung führte 1983 zum Zerwürfnis mit der SP und zum Verzicht auf eine weitere parlamentarische Tätigkeit in Bern. Ihre Unterstützung bei der Wahl des Bürgerlichen Thomas Wagner zum Zürcher Stadtpräsidenten führte 1990 zu ihrem Ausschluss aus der SP. Mit Unterstützung der Gewerkschaften wurde sie jedoch wiedergewählt. Nach 24-jähriger Amtszeit schied die damals 69-Jährige 1994 aus der Zürcher Stadtregierung aus.
Im Jahr 2020 widmete der Zürcher Stadtrat seinem ehemaligen Mitglied einen Platz. Die mit Bäumen und Bänken ausgestattete Fläche auf der Höhe der Langstrasse 214, im Volksmund «Dennerplatz» genannt, heisst seither «Emilie-Lieberherr-Platz».
Privat war Lieberherr jahrzehntelang mit ihrer Lebenspartnerin Hermine Rutishauser (1920–2015) zusammen. Am 3. Januar 2011 verstarb Lieberherr im Alter von 86 Jahren in Zollikerberg ZH.