Zwanzig kurdische Flüchtlinge leben seit teils sieben Wochen in der Transit-Zone des Zürcher Flughafens. Sie alle wollen Asyl beantragen – befürchten jedoch, abgeschoben zu werden. Letzte Woche sei bereits ein Mann gewaltsam deportiert worden, wie das Newsportal «Kurdistan 24» berichtet.
Unter den Geflüchteten ist auch Dogan Yildirim, ein Computeringenieur und Doktorand an der türkischen Sakarya-Universität. Er habe Angst, abgeschoben zu werden, wie er «Kurdistan24» erzählt. Seine Cousine ist offenbar von türkischen Soldaten erschossen worden, deshalb sei er aus der Türkei geflüchtet. Die Situation am Flughafen sei sehr schlecht. Yildirim warte nun schon seit 42 Tagen. «Ich bin nicht frei. Ich schlafe mit zehn weiteren Männern in einem Raum. Es gibt keine Fenster», sagt er. Die Frauen und Kinder würden zusammen in einem anderen Raum übernachten.
Sein Freund sei bereits nach Brasilien deportiert worden. Sie hätten ihn gewaltsam an Händen und Füssen gefesselt und abgeführt. «Ich habe Angst, dass es mir auch so ergeht und ich nach Brasilien muss. Ich habe keine Verbindung zu dem Land, ausser, dass mich Schmuggler dorthin geschickt haben. Brasilien ist nicht sicher», sagte Yildirim gegenüber «Kurdistan 24» weiter. Er beruft sich dabei auf Zahlen von Humanrights, die besagen, dass dort Tausende Menschen umgebracht werden, ohne dass die Täter gefasst werden.
SEM bestätigt Vorfall im Transit nicht
Zudem hätten die brasilianischen Behörden die türkische Botschaft über seinen Verbleib in ihrem Land informiert. Via Caritas sei eine Rückführung ausgeblieben. Jedoch gebe es in Brasilien keine Flüchtlings- oder Asylheime. «Wenn man niemanden kennt und kein Geld hat, lebt man ganz einfach auf der Strasse.
Das Staatssekretariat für Migration (SEM) bestätigt auf Anfrage von BLICK, dass noch immer 15 bis 25 Flüchtlinge am Flughafen auf einen Asylentscheid warten. Von einer gewaltsamen Abschiebung will das SEM nichts wissen. Am Flughafen Zürich würden die Asylsuchenden ab der Transitzone meist ohne polizeiliche Begleitung abgeschoben. Falls diese jedoch nötig sei, würde die Abschiebung auch mit Zwangsanwendung vollzogen.
Dogan Yildirim wartet derweil weiter auf einen Entscheid. Eine Rückkehr in die Türkei könnte für ihn tödlich enden. Denn dort wird er beschuldigt, bei einem Projekt für die kurdische Arbeiterpartei PKK mitgeholfen zu haben. Seine Cousine wurde deshalb lebendig verbrannt. «Ich habe in der Schweiz Asyl beantragt, weil mein Leben in Gefahr ist. Ich möchte hierbleiben, um meine akademische Karriere fortzusetzen. Das ist etwas, wofür ich hart gearbeitet habe und was mir jetzt genommen wurde.» (nbb)