Mit leerem Blick sitzt Cicero G.* (40) auf seinem Sofa. Seine Stimme zittert. «Ich galt 33 Stunden lang als Mörder!» Die Polizei hielt ihn fest wegen des Mordes an der Psychoanalytikerin Ana Maria M.* (56). Die Schweizerin mit chilenischen Wurzeln wurde am Mittwochabend tot in ihrer Praxis an der Wildbachstrasse in Zürich aufgefunden. Offenbar erstochen (BLICK berichtete).
Polizisten sperrten alles rund um das noble Wohn- und Geschäftshaus im Seefeld ab. Um ein Uhr nachts kommt Cicero G. nach Hause. Seit drei Monaten hat der Serviceangestellte die Einzimmerwohnung über der Psychoanalyse-Praxis gemietet. «Ich wusste nicht, was los war. Die Polizei wollte meinen Ausweis sehen. Dann nahmen sie meine Kleider und Schuhe mit.»
Die Beamten nehmen den Brasilianer in Haft. «Ich wurde fotografiert. Musste Speichelproben abgeben. Spuren unter meinen Fingernägeln wurden genommen. Dann haben sie mich in eine Zelle ohne Fenster gesteckt. Es war Horror. Ich kriegte Panik!», sagt G. «Meinem Chef liessen sie ausrichten: Er kommt nicht mehr.»
Erst beim Verhör erfährt der Nachbar, warum er ins Loch kam. «Sie sagten mir, dass eine Frau im Haus brutal ermordet wurde.» Seine Landessprache macht Cicero G. verdächtig. «Es heisst, ein Nachbar habe einen Streit um einen Parkplatz gehört, bei dem portugiesisch gesprochen wurde. Und ich bin der einzige im Haus, der portugiesisch spricht», erklärt er.
Ging es beim Mord der Ärztin etwa um einen Parkplatzstreit? Die Polizei will aus «ermittlungstaktischen Gründen» nichts sagen.
Cicero G. kam gestern um elf Uhr frei – ohne Begründung. Handy, Laptop und Umhängetasche bleiben aber konfisziert.
* Namen bekannt